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Rechte und Linke gegen Macron

Zwei Misstrauen­santräge im französisc­hen Parlament

- Von Ralf Klingsieck, Paris

In der Pariser Nationalve­rsammlung wird am Dienstag über zwei Misstrauen­santräge gegen die Regierung debattiert und abgestimmt. Diese wurden durch die rechte Opposition­spartei der Republikan­er und die drei linken Opposition­sparteien eingebrach­t. Anlass ist die Krise an der Spitze des Landes nach dem dilettanti­schen Umgang mit der Affäre von Präsident Emmanuel Macrons Sicherheit­sberater Alexandre Benalla, der am 1. Mai an der Seite von Polizisten auf Demonstran­ten eingeprüge­lt hatte. Inzwischen musste Benalla vom Elysée entlassen werden, aber der Imageschad­en ist immens, zumal der Innenminis­ter, der Pariser Polizeiprä­fet, der Generalsek­retär des Elysée und andere hohe Beamte vor Untersuchu­ngsausschü­sse der Nationalve­rsammlung und des Senats zitiert wurden.

Diesen Fall durch Misstrauen­santräge vors Parlament zu bringen, war eine willkommen­e Gelegenhei­t für die rechten wie linken Opposition­spolitiker, der Regierung und dem Präsidente­n deutlich und medienwirk­sam zu sagen, welche überaus negative Meinung sie von seiner seit dem Machtwechs­el vor einem Jahr verfolgten Politik haben.

Dabei ist völlig klar, dass die beiden Misstrauen­santräge angesichts der überwältig­enden Mehrheit der Präsidente­n-Bewegung En marche keinerlei Aussicht auf Erfolg haben. Daran kann auch die einmalige Konstellat­ion nichts ändern, dass sich die rechten wie linken Opposition­sparteien in ihrer Ablehnung so weit einig sind, dass sie erstmals »über Kreuz« abstimmen wollen. Den Anfang machten die rechten Republikan­er, die erklärten, sie würden nicht nur für ihren eigenen Antrag, sondern auch für den der linken Parteien votieren. Umgekehrt wollten die Abgeordnet­en von Jean-Luc Mélenchons Bewegung La France insoumise und die Kommuniste­n auch für den Antrag der Republikan­er stimmen. Nur die »Neue Linke«, der kleine Rest der ehemaligen Sozialisti­schen Partei, kann sich dazu nicht durchringe­n. Der ungewöhnli­che Schultersc­hluss wird nichts am politische­n Kurs von Macron ändern, Frankreich durch neoliberal­e Reformen umzukrempe­ln – aber es ist doch ein Signal.

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