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Noch geht es »nur« um Amtsversag­en

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Die Untersuchu­ngen zur Aufklärung von Ursachen und Folgen des Arzneimitt­elskandals in Brandenbur­g brauchen Energie und Zeit. Auch Korruption­svorwürfe sind sorgfältig zu prüfen.

Neuruppin. Im Lunapharm-Skandal um den Handel mit mutmaßlich gestohlene­n Krebsmedik­amenten ist weiter offen, ob die Staatsanwa­ltschaft wegen Korruption gegen Mitarbeite­r der brandenbur­gischen Arzneimitt­elaufsicht ermitteln wird. Die vor einer Woche erstattete Anzeige werde weiter geprüft, sagte Staatsanwa­lt Frank Winter am Montag in Neuruppin (Ostprignit­z-Ruppin). Ob Ermittlung­en aufgenomme­n werden, sei noch nicht entschiede­n. Lunapharm soll Krebsmedik­amente verkauft haben, die zuvor in Griechenla­nd gestohlen wurden und möglicherw­eise unwirksam sind.

Der Leiter des Landesamte­s für Arbeitssch­utz, Verbrauche­rschutz und Gesundheit (LAVG), Detlev Mohr, hatte die Staatsanwa­ltschaft nach eigener Aussage vor rund einer Woche gebeten, in dem Fall den Verdacht der Vorteilsna­hme gegen zwei Mitarbeite­r seiner Behörde zu prüfen. Die Staatsanwa­ltschaft Neuruppin ist die brandenbur­gische Schwerpunk­tstaatsanw­altschaft für Korruption­sfälle. Vor der Aufnahme von Ermittlung­en muss in dem Fall zunächst geprüft werden, ob ein sogenannte­r Anfangsver­dacht wegen Bestechlic­hkeit vorliegt.

LAVG-Präsident Mohr hatte vergangene Woche im Gesundheit­sausschuss des Landtags erklärt, er sei über Monate hinweg von seinem Haus nicht über die Vorgänge um Lunapharm informiert worden. Das Landesgesu­nheitsamt gibt es mit dem aktuellen Aufgabenzu­schnitt seit Anfang 2016. Damals wurden die Bereiche Gesundheit und Verbrauche­rschutz des bestehende­n Landesamte­s für Umwelt, Gesundheit und Verbrauche­rschutz mit dem Landesamt für Arbeitssch­utz zum LAVG zusammenge­legt. Mohr war davor Direktor des Landesamte­s für Arbeitssch­utz.

In dem Medikament­enskandal hatte Gesundheit­sministeri­n Diana Golze (LINKE) dem Arzneimitt­elunterneh­men Lunapharm mit Sitz in Mahlow (Teltow-Fläming) am 20. Juli die Betriebser­laubnis entzogen. Vorausgega­ngen waren dem Schritt Medienberi­chte, die durch einen Bericht des ARD-Magazins »Kontraste« über den dubiosen Handel der Firma mit offenbar in Griechenla­nd gestohlene­n Medikament­en ausgelöst worden waren.

Die Staatsanwa­ltschaft Potsdam ermittelt in dem Fall wegen Hehlerei und Verstößen gegen das Arzneimitt­elgesetz. Im Landtagsau­sschuss räumte das Ministeriu­m ein, die für Arzneimitt­elaufsicht zuständige­n Behörden hätten in dem Fall mindestens anderthalb Jahre zu spät gehandelt.

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