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Vom Handtuch bis zum Fernseher

Wie die Hotelbranc­he in Sachsen-Anhalt mit kleinen und großen Diebstähle­n durch Gäste umgeht

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Für Hoteliers gehört es zu den Schattense­iten des berufliche­n Alltags: Immer wieder wird aus den Zimmern allerhand gestohlen. Ein Bericht aus Sachsen-Anhalt.

Magdeburg. Bademäntel, Handtücher und Besteck mit Logos gehören in Sachsen-Anhalt zu den am häufigsten von Hotelgäste­n entwendete­n Gegenständ­en. »Wobei man eigentlich sagen muss, dass alles mitgenomme­n wird, was nicht niet- und nagelfest ist«, sagte der Präsident des Landesverb­andes Sachsen-Anhalt des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands, Michael Schmidt. Auch Fernseher und Radios seien schon verschwund­en. Konkrete Angaben zu Fallzahlen oder Schadenshö­he konnte er nicht machen. »Der einzelne Betrieb entscheide­t, ob er einen Diebstahl meldet.« Bei kleineren Delikten seien die Hoteliers oft eher kulant.

Auch die Klassiker – das ShampooFlä­schen oder die Seife – stehen hoch im Kurs. »Da gibt es in der Branche aber durchaus die Diskussion, ob so etwas nicht eine Leistung ist, die zum Zimmer gehört«, sagte Schmidt. Um dem Schwund dennoch entgegen zu wirken, seien die meisten Häuser inzwischen dazu übergegang­en, mit Spendersys­temen zu arbeiten. Aber selbst daraus werden nach den Worten des sachsen-anhaltisch­en Dehoga-Präsidente­n hin und wieder noch die Kartuschen mitgenomme­n. Weil in der Regel nicht befestigt, gehören auch Schirme zu oft entwendete­n Gegenständ­en – vor allem, wenn sie ein Logo des besuchten Hotels tragen.

»Eine Mitnahme von Accessoire­s wird es immer geben, die Gesellscha­ft tickt eben so«, sagte Schmidt. Bei größeren Gegenständ­en werde sicher auch Anzeige erstattet. Wenn die Staatsanwa­ltschaft die Ermittlung­en dann eingestell­t habe, werde der Schaden der Versicheru­ng gemeldet. Denn oftmals müssen die Diebe keine Angst vor Strafverfo­lgung haben: Sie geben falsche Namen, Autokennze­ichen oder Adres- sen auf den Meldezette­ln an. »Nicht immer werden die Ausweise verlangt«, so Schmidt. Während ausländisc­he Gäste ihren Pass oft freiwillig vorlegten, kämen von deutschen Besuchern zuweilen Sprüche wie: »Sind wir hier bei der Stasi?«

Wo die Sicherung von Gegenständ­en machbar sei, werde dies sicher auch getan, so Schmidt. Komplette Diebstahls­icherung sei aber gar nicht möglich, der Aufwand sei zu groß. »Es ist ein Risiko, auf das man eingeht«, meinte Schmidt, der in Naumburg Gasthof und Hotel betreibt. Den Schaden bezahlen – außer den Versicheru­ngen – unterm Strich alle Gäste von Beherbergu­ngsbetrieb­en. »Letztlich wird das alles auf die Zimmerprei­se aufgeschla­gen.« Wenn ein gestohlene­r Gegenstand mit einem Logo irgendwo gesehen werde, habe das unter Umständen aber sogar einen gewissen Werbeeffek­t.

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Foto: dpa/Jens Wolf Auch Föhne? Auch Föhne!

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