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Eine sehr glückliche Verliereri­n

Olga Danilovic hatte die Qualifikat­ion für das Tennisturn­ier in Moskau verpasst, durfte dann doch mitspielen und gewann am Ende – ein Novum

- Von Thomas Häberlein, Moskau

Neulich Versmold, jetzt Moskau: Die 17-jährige Serbin Olga Danilovic gewinnt als erster Lucky Loser ein Frauenturn­ier der WTA-Prodiserie. Noch dazu ist sie die erste Siegerin, die in den 2000ern geboren wurde.

Julia Görges kann nun immerhin sagen, sie habe beim Turnier in Moskau gegen die spätere Siegerin verloren. Und die 500 Zuschauer vor zwei Wochen beim Endspiel in Versmold im Kreis Gütersloh wissen im Nachhinein, dass Laura Siegemund nicht einer x-beliebigen 17-Jährigen unterlag. Denn besiegt wurden die beiden Deutschen von Olga Danilovic: Seit Sonntag ist die Serbin die erste Lucky Loserin, die ein WTATurnier gewinnen konnte. Außerdem ist sie auch die erste Siegerin, die in den 2000er Jahren geboren wurde.

Lucky Loser sind in der Regel in der letzten Runde der Qualifikat­ion für das Hauptfeld eines Turniers gescheiter­t; normalerwe­ise sind sie bald danach bereits auf dem Heimweg oder oder wer weiß wo. Olga Danilovic schlendert­e nach ihrer Niederlage gegen die Spanierin Paula Badosa Gibert gerade mit ihrer Mutter über den Roten Platz in Moskau, als ihr Trainer Juan Lizariturr­y anrief: »Komm zurück!« »Warum? Ich habe verloren, ich fliege morgen nach Hause.« »Nein, du spielst morgen.« Olga Danilovic, Nummer 187 der Weltrangli­ste, stand also als Lucky Loser im Hauptfeld, weil doch noch ein Platz frei geworden war. Und sie gewann: Erst gegen Anna Karolina Schmiedlov­a (Slowakei/83. in der Weltrangli­ste), danach gegen Kaia Kanepi (Estland/49.), im Viertelfin­ale gegen die an Nummer eins gesetzte Julia Görges (10.), im Halbfinale gegen Alexandra Sasnowitsc­h (Belarus/42.) und schließlic­h gegen Anastasia Potapowa (Russland). Letztere war als 204. der Weltrangli­ste noch die vermeintli­ch leichteste Gegnerin.

Was den Bekannthei­tsgrad angeht, tastet sich Danilovic damit an ihren Vater Predrag, genannt Sascha, heran. Der war in den 1990er Jahren einer der besten europäisch­en Basketball­er, spielte vor der Ankunft von Dirk Nowitzki auch ein Jahr bei den Dallas Mavericks, war viermal Europameis­ter sowie Olympiazwe­iter (1996) mit Jugoslawie­n. Auch Mutter Svetlana ist bekannt: Sie arbeitet als Sportrepor­terin beim öffentlich­rechtliche­n Sender RTS.

Tatsächlic­h hatte Olga Danilovic schon zuvor Turniere gewonnen, vier an der Zahl, allerdings alle unterklass­ig. Zwei Wochen vor dem Coup in Moskau etwa besiegte sie im Finale der Reinert Open in Versmold in drei Sätzen Laura Siegemund. Ihr Preisgeld: 9119 US-Dollar. »Der Sieg ist absolut verdient«, sagte Robert Hampe, Präsident des Westdeutsc­hen Tennisverb­ands, damals und ergänzte, Danilovic sei »auf dem Sprung« in die Weltspitze. Der Mann hat womöglich eine prophetisc­he Gabe.

Durch den Sieg in Moskau schoss die junge Serbin in der Weltrangli­ste mal eben um 75 Plätze auf Rang 112. Außerdem ist sie jetzt um 163 265 Dollar Preisgeld reicher.

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Foto: imago/GEPA pictures Olga Danilovic

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