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Das Rätsel MH370 bleibt

Bericht zum Absturz der malaysisch­en Boeing lässt Raum für Spekulatio­nen

- Von Christoph Sator, Kuala Lumpur

Kuala Lumpur. Man bringt seine Mutter zum Flughafen, setzt sie ins Flugzeug und hört nie wieder von ihr. Nicht einmal, dass man wüsste, ob das Flugzeug mit ihr abgestürzt ist. So erging es Rechtsanwä­ltin Grace Nathan. Ihre Mutter Anne Daisywa reine von 227 Passagiere­n und 12 Besatzungs­mitglieder­n, die am 8. März 2014 mit dem Flug Malaysia Airlines 370 von Kuala Lumpur nach Peking wollten. Auch nach bald viereinhal­b Jahren fehlt von ihr und allen anderen immer noch jede Spur.

Inzwischen nennt man den Flug MH370 das »größte Rätsel der Luftfahrt geschichte «. Abgesehen von unzähligen Schlagzeil­en sind schon mehr als 30 Bücher darüber erschienen. Viel schlauer wird man durch all die Lektüre nicht. Deshalb war die Hoffnung der Angehörige­n auf den angekündig­ten Abschlussb­ericht, der am Montag in Kuala Lumpur vorgestell­t wurde, nicht groß. Klar, dass es nicht plötzlich einen konkreten Hinweis darauf geben würde, wo die Maschine liegt – vermutlich irgendwo im südlichen Indischen Ozean. Aber zumindest hatten sie Auskunft erhofft, warum die Boeing verschwand. Der entscheide­nde Satz findet sich auf Seite 443: »Das Team ist nicht in der Lage, den Grund für das Verschwind­en von MH370 zu bestimmen.« Damit darf weiter spekuliert werden. Die Theorien reichen von Treibstoff­mangel über eine Entführung oder einen Abschuss durch Militärs bis hin zu einem Suizid des Piloten. Zu den wenigen halbwegs sicheren Feststellu­ngen gehört, dass der Kurs per Hand geändert wurde und nicht über den Autopilote­n. Ob vom Piloten, vom Copiloten oder jemandem anderen, sagte ChefErmitt­ler Kok Soo Chon nicht.

Auf Grund der 27 Wrackteile, die an verschiede­nen Küsten angespült wurden, vermuten die Experten, dass die Maschine auseinande­rbrach. Ob noch in der Luft oder beim Aufprall auf dem Wasser, ließen sie offen. Eine Wasserland­ung würde bedeuten, dass der Pilot die Maschine nach vielen Stunden Flug einigermaß­en kontrollie­rt nach unten gebracht hätte.

Enttäuscht kamen betroffene Familien aus ihrer Vorab unterricht­ung durch die Ermittler. Rechts anwä lt inNathan,Sprec her inder Angehörige­n organisati­on Voice 370, sagte: »Die Antworten gehen nicht genug in die Tiefe. Es gibt keine angemessen­e Antwort auf einige relevante Fragen.« Aus Sicht von Voice 370 darf der Bericht keinesfall­s bedeuten, dass die Suche endgültig eingestell­t wird. »Das kann erst vorbei sein, wenn MH370 gefunden ist. Deshalb kann das noch kein Abschlussb­ericht sein.« Wenigstens in dem Punkt hatten die Angehörige­n Erfolg. Die Ermittler verzichtet­en auf den Begriff. Über dem 450-Seiten-Report steht nun»Sic her heitsermit­tlungsberi­cht «.

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