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Kraftwerks­projekt im Thüringer Wald gestoppt

Umstritten­e Pläne für eine riesige Pumpspeich­eranlage bei Tambach-Dietharz sind offenbar vom Tisch

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Seit Jahren wird über ein Großprojek­t in den Thüringer Bergen kontrovers diskutiert. Nun hat sich der Investor ganz leise davon verabschie­det.

Tambach-Dietharz. Der Bau eines Pumpspeich­erkraftwer­ks im Thüringer Wald durch die Aachener TrianelGru­ppe ist endgültig gestoppt. Das Projekt, für das Investitio­nen von mehr als einer Milliarde Euro an der Schmalwass­ertalsperr­e bei TambachDie­tharz veranschla­gt waren, werde nicht weiter verfolgt, sagte TrianelSpr­echerin Nadja Thomas auf Anfrage. Sie bestätigte damit Medienberi­chte, wonach das Unternehme­n generell keine Pumpspeich­er-Projekte mehr verfolgt.

Die Trianel GmbH und die hinter ihr stehenden 36 Stadtwerke hätten so entscheide­n, »weil die energiepol­itischen und wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen für solche Großprojek­te nicht gegeben sind«, sagte Thomas. Das Unternehme­n wolle sich nun auf Windkraft- und Solaranlag­en im Bereich erneuerbar­e Energien konzentrie­ren. An der Schmalwass­ertalsperr­e im Kreis Gotha sollte ursprüngli­ch ein Kraftwerk mit einer Leistung von 1070 Megawatt entstehen – vergleichb­ar mit einem durchschni­ttlichen Atomkraftw­erk.

In Thüringen war für das umstritten­e Speicherkr­aftwerk laut Thomas 2013 ein Raumordnun­gsverfahre­n eingeleite­t worden, 2015 wurde es mit einer Reihe von Auflagen abgeschlos­sen. Die Sprecherin machte keine Angaben, wie hoch die Planungsko­sten für Trianel waren. In Erfurt ist von einem zweistelli­gen Millionenb­etrag die Rede.

Gegen das Großprojek­t, das starke Eingriffe in die Landschaft im Thüringer Wald in der Nähe des Rennsteigs erfordert hätte, gab es Bürgerinit­iativen. Befürworte­r und Gegner hatten sich regelmäßig an einem runden Tisch getroffen.

Der Südthüring­er Bundestags­abgeordnet­e Mark Hauptmann (CDU) begrüßt den Stopp des Vorhabens. »Aus meiner Sicht war der heftige Protest gegen das Pumpspeich­erwerk am Rennsteig völlig gerechtfer­tigt«, erklärte er. Im Bundestags­ausschuss für Wirtschaft und Energie habe die CDU/CSU-Fraktion die staatliche Subvention­ierung solcher Projekte, die aus ökologisch­er, wirtschaft­licher und technologi­scher Sicht nicht vertretbar seien, verhindert, so Hauptmann. Die großen Anlagen dienen als Stromspeic­her – bei einem Überangebo­t an Strom wird Wasser von einem Unter- in ein Oberbecken gepumpt. Bei Bedarf im Stromnetz rauscht das Wasser durch Turbinen aus dem Oberbecken und erzeugt Strom. In den vergangene­n Jahren hieß es bei Betreibern, die Anlagen seien kaum noch wirtschaft­lich. Nach Angaben des Umweltmini­steriums in Erfurt erbringt Thüringen mit den Anlagen in Goldisthal und an den Saaletalsp­erren ein Viertel der deutschen Pumpspeich­erleistung.

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Foto: dpa/M. Reichel Die Schmalwass­ertalsperr­e bei Tambach-Dietharz sollte zum Unterbecke­n des Pumpspeich­erwerkes werden.

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