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Nicht so einfach

Moritz Wichmann über Facebooks Vorgehen gegen ausländisc­he Einflussna­me

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Putin-Freunde und neokonserv­ative Falken werden diesen Kommentar nicht mögen. Facebook hat am Dienstag 32 Seiten und Profile vermeintli­cher FakeAccoun­ts in den USA gelöscht. Für die üblichen Verdächtig­en – den stellvertr­etenden Ex-CIA Direktor Michael Morrell etwa – besteht »kein Zweifel«, dass Russland hinter dem mutmaßlich­en Einflussve­rsuch steckt.

Natürlich ist das Reden über russische Manipulati­onen für Neokonserv­ative und zentristis­che US-Demokraten bequemer, als etwa für einen Mindestloh­n von 15 US-Dollar zu kämpfen. Falsch ist aber auch, dass manche Russland-Anhänger einen absolut wasserdich­ten Beweis für Moskaus Einflussna­hme haben wollen, obwohl das bei digitalen Einflusska­mpagnen fast nie möglich ist. Die Zuordnung von Angriffen anhand von durch Wissenscha­ftlern und IT-Experten festgelegt­er Indizien ist aber möglich – auch wenn sie in diesem Fall von Facebook noch nicht vorgenomme­n wurde.

Eine andere Frage ist aber, wie viel diese versuchten Manipulati­onen tatsächlic­h bewirkt haben, bei der US-Präsidents­chaftswahl 2016 und bei der Mobilisier­ung zu geplanten Antifa-Protesten in Washington. Für Letztere sagen die betroffene­n Aktivisten, dass es nur ein kleiner Beitrag war. Der Verdacht liegt da nahe, das Facebook – derzeit politisch und auch an den Aktienmärk­ten unter Druck – mit der Löschaktio­n Aktivität demonstrie­ren wollte.

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