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Düstere Signale für Niedersach­sen

Arbeitsplä­tze in mehreren Regionen ernsthaft bedroht

- Von Hagen Jung

Weltweit agiert Deutschlan­ds größter Hersteller von Windenergi­eanlagen, die Enercon GmbH, mit insgesamt 13 000 Beschäftig­ten. Sein Stammwerk liegt im niedersäch­sischen Aurich. Dort sitzt auch die Zentrale, und aus ihr kam jetzt eine Nachricht, die nicht wenige, mittelbar von Enercon abhängige Frauen und Männer erschreckt: Beschäftig­te von Zulieferer­n des Windanlage­nbauers.

Enercon will mehreren dieser Firmen weniger Aufträge erteilen – oder gar keine mehr. Dadurch könnten 835 Menschen ihren Arbeitspla­tz verlieren. Gerechtfer­tigt wird das mit »nationalen Marktverän­derungen« und dem Verweis auf eine neue Strategie: Die Firma »richtet sich ab dem vierten Quartal 2018 konsequent auf internatio­nale Märkte aus«. Im Klartext: Außerhalb der Bundesrepu­blik ist so manches Teil offensicht­lich preisgünst­iger zu bekommen.

Doch nicht nur die Signale aus Aurich bereiten in Niedersach­sen Sorgen. Ähnliches kommt zum Beispiel auch aus Bokeloh, einem Dorf unweit des Steinhuder Meeres. Das in dem kleinen Ort 1898 gegründete Kalibergwe­rk »Sigmundsha­ll« – es gehört zum Konzern K+S – steht vor der Schließung. Die rund 700 Mitarbeite­r hatten bereits im Dezember 2017 erfahren, dass die Förderung des Salzes Ende 2018 eingestell­t wer-

Die Auricher Windenergi­efirma Enercon reduziert Aufträge an Zulieferer.

den soll. Das Bergwerk lasse sich nicht mehr wirtschaft­lich betreiben, werde doch der Abbau der noch vorhandene­n Rohsalzvor­räte immer schwierige­r, begründet K+S die Entscheidu­ng. Sie bedeutet nicht für alle 700 Beschäftig­ten die Arbeitslos­igkeit, 200 von ihnen werden weiter im Bergwerk tätig sein. Es muss gesichert werden, auch gilt es, die dort vorhandene­n Salzschlac­ken aufzuarbei­ten. Rund 100 Mitarbeite­r gehen in Rente, ebenso viele werden an anderen Standorten von K+S weiter tätig sein. Aber: Was wird aus dem Rest der Belegschaf­t?

Zwar hat K+S auch jenen 300 Menschen anderswo eine Weiterbesc­häftigung in Aussicht gestellt, doch wie viele das Angebot annehmen, steht noch nicht fest. Bokelohs Bürgermeis­ter Matthias Waterstrad­t (CDU) geht nicht davon aus, dass die Mehrheit bereit ist, an andere Standorte zu wechseln, so zitiert ihn die »Hannoversc­he Allgemeine Zeitung«.

Ein Wechsel anderer Art sorgt in Niedersach­sen bei Frauen und Männern für Unsicherhe­it, die bei DB Regio beschäftig­t sind, einem Unternehme­n der Deutschen Bahn, das in der Region Hannover den Nahverkehr mit S-Bahnen betreibt. Doch nun hat die Region Hannover diesen Dienst neu vergeben: an den DB-Konkurrent­en Nordwestba­hn, der jene Bahnen ab Ende 2021 rollen lassen soll. Für den Kommunalve­rband sei dies preisgünst­iger, ist zu hören.

Die DB hat Klage bei der Vergabekam­mer des Wirtschaft­sministeri­ums eingereich­t, die das Vorgehen der Region Hannover überprüfen soll. Bleibt es beim Übergang zur Nordwestba­hn, könnte das etwa für das 70-köpfige Team des S-Bahn-Ausbesseru­ngswerkes Hannover böse Folgen haben. Dann nämlich, wenn der neue Betreiber seine Züge an einem Servicepun­kt warten ließe, der nicht zur DB gehört. Denn Nordbahn wäre laut Eisenbahne­rgewerksch­aft EVG nur verpflicht­et, diejenigen Menschen weiterzube­schäftigen, die »für die Erbringung der Verkehrsle­istung unmittelba­r erforderli­ch sind«.

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