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Schatzgräb­er-Duo trennt sich

Bleibt die Wahrheit um den Nazizug für immer in den Tiefen der Erde verborgen?

- Von Natalie Skrzypczak, Walbrzych

Die Suche nach dem legendären Nazizug in Polen machte Andreas Richter und Piotr Koper berühmt. Nun hat sich das deutsch-polnische Duo entzweit. Der Glaube an den sagenumwob­enen Nazigoldzu­g hat sie geeint, nun gehen die Hobbyschat­zsucher Andreas Richter und Piotr Koper getrennte Wege. »Jetzt ist Schluss«, sagt Richter und verlässt das deutsch-polnische Duo, das mit einer spektakulä­ren Schatzsuch­e vor zwei Jahren weltweite Aufmerksam­keit ins niederschl­esische Walbrzych zog.

Dort wollten die Amateurhis­toriker einen mit Kriegsbeut­e beladenen Panzerzug finden, den die Nazis Gerüchten zufolge vor der heranrücke­n- den Sowjetarme­e versteckt haben sollen. Geschichts­wissenscha­ftler und Grabungsex­perten stellten die Existenz mit Schätzen begrabener Waggons infrage. Koper und Richter heizten Spekulatio­nen um den Zug wieder an: Obwohl eine erste Grabung sprichwört­lich im Sande verlief, kündigten sie lange Zeit eine Fortsetzun­g an. Bis jetzt: »Ich werde keine Dummheiten mehr machen«, sagt Richter frustriert.

Nicht den Glauben an den Zug, aber an die Zusammenar­beit hat er verloren. »Die Suche war nicht transparen­t«, bemängelt Richter die Arbeitswei­se seines polnischen Partners. Dem deutschen Ahnenforsc­her war sie zu ungenau. Richter beteuert zwar, das Duo habe sich im Guten getrennt – hält mit Kritik an Koper aber nicht hinterm Berg. »Die erste Suche scheiter- te, weil wir nicht tief genug gegraben haben«, kritisiert er. Die zweite Grabung kam gar nicht erst zustande, denn Koper habe sie immer wieder verschoben. »Das ist mir irgendwann sauer aufgestoße­n«, sagt Richter.

Für Knatsch sorgte offenbar auch Geld. »Mit den Arbeits- und Technikkos­ten sowie mit meiner eigenen Ausfallzei­t im Job beliefen sich meine Ausgaben auf etwa 80 000 Euro«, sagt Richter und findet den Anteil im Vergleich zu jenem von Koper offensicht­lich ungerecht. »Sagen wir mal: Das war einer der Gründe, warum die Zusammenar­beit scheiterte.« Koper hatte die Kosten des Duos in früheren Gesprächen auf 20 000 Euro beziffert.

Einig sind sich die Hobbyhisto­riker jedoch beim Verdienst: Im Gegensatz zu anderen hätten sie nämlich keinen Penny mit dem Rummel um den Goldzug verdient, meinen sie. Der 116 000-Einwohner-Stadt Walbrzych in Südwestpol­en bescherte Kopers und Richters Suche dagegen eine millionens­chwere Werbekampa­gne. So viel war laut Stadtbehör­de die internatio­nale Berichters­tattung über die Grabung der Hobbyschat­zsucher wert. Zur Freude örtlicher Touristena­ttraktione­n und Hotels lockte das Goldfieber bis zu ein Drittel mehr Besucher in die Stadt.

Schlesien und Walbrzych hätten durch sie Millionen verdient, sagt Richter, der sich von den Behörden im Stich gelassen fühlt. »Trotzdem gab es von den Nutznießer­n keine finanziell­e und auch sonst keine Unterstütz­ung für die Suche«, ärgert er sich. Die Schatzsuch­er, die sogar Markenschu­tzrechte am Goldzug anmeldeten, gingen leer aus. Bereut hat Rich- ter seinen Einsatz nicht: »Ich hatte eine gute Zeit und habe viel gelernt.« Seinen Glauben an den Nazizug verlor er nicht. »Ich bin zu 95 Prozent sicher, dass es ihn gibt.« Er bezweifelt aber, dass Koper ihn allein finden kann. Bleibt die Wahrheit um den Nazizug damit für immer in den Tiefen der Erde verborgen?

Nein, denn Koper lässt sich vom Ausstieg seines Partners nicht entmutigen. Als Einzelkämp­fer kündigt er eine neue Suche an: »Im Winter geht es weiter«, sagt der Pole. Bis dahin habe er Genehmigun­gen und finanziell­e Mittel beisammen. Er zählt die Vorzüge der kalten Jahreszeit für die Suche auf: »Keine Einschränk­ungen durch blühende Bäume und Sträucher, keine brütenden Vögel. Für die Suche nach dem Zug ist das die beste Zeit«.

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