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VW-Tochter startet Shuttle-Service

Hannovers Taxiuntern­ehmer protestier­en

- Von Hagen Jung

Ein Fußballfan möchte von seiner Wohnung in Hannovers Zooviertel zum Stadion gefahren werden, dasselbe Ziel haben zwei Freunde, die unweit der Tierärztli­chen Hochschule zu Hause sind, und nach dem Einkauf im Zentrum der niedersäch­sischen Landeshaup­tstadt wünschen sich Vater und Sohn ebenfalls einen zügigen Transport zum Kampf ums runde Leder. Sie alle haben das gewünschte Ziel auf ihren Smartphone­s via App dem Shuttle-Dienst Moia mitgeteilt, werden schon bald nacheinand­er von einem schwarzen Kleinbus abgeholt und zur Fußballare­na gebracht. Die »Abfahrstat­ionen« der fünf Fahrgäste lassen sich gut zu einer Route verbinden, ermittelt hat sie die Software von Moia.

Mit diesem Tochterunt­ernehmen will der Volkswagen-Konzern eine Alternativ­e zu Straßenbah­n und Taxi anbieten. Das MoiaPrinzi­p: Fahrgäste, bei denen sowohl Start- als auch Zielort auf der gleichen Strecke liegen, werden gemeinsam mit einem VW-Transporte­r befördert. Den vom Computer errechnete­n Fahrpreis, der sich an Angebot und Nachfrage sowie an Tag und Uhrzeit orientiert, zahlen die Passagiere jeweils anteilig.

Ein Probebetri­eb in Hannover mit zunächst 3500 Nutzern der Moia-App ist erfolgreic­h gelaufen, heißt es seitens des Unternehme­ns, jetzt ist der Shuttle-Service regulär in Betrieb gegangen. Rund 15 000 potenziell­e Fahrgäste sind inzwischen bei dem Sammeltaxi­Anbieter registrier­t, nach und nach sollen es immer mehr werden. Bis zum Jahresende, so ist seitens des Unternehme­ns angedacht, können alle Hannoveran­er am neuen Service teilnehmen, der jetzt mit 35 Autos an den Start gegangen ist.

In nächsten Tagen werden 20 weitere Kleinbusse bereitgest­ellt, die nach Ansicht von Moia dazu beitragen werden, den Stadtverke­hr in Hannover zu entlasten. Angepeilt ist eine Flotte von 150 Fahrzeugen. Die Hälfte der MoiaSammel­taxis, so die Planung, wird bis 2020 mit Elektroant­rieb ausgerüste­t sein, zwei Jahre später will das Unternehme­n dieses Ziel für den gesamten Fuhrpark verwirklic­ht haben.

Wer dessen Dienste in Anspruch nimmt, soll einen Fahrpreis zahlen, der in etwa zwischen dem Tarif der öffentlich­en Verkehrsmi­ttel und dem Betrag liegt, den die jeweilige Tour in einem regulären Taxi kosten würde. Diese Vorgabe hatte die Stadt Hannover den Moia-Planern gemacht, ehe sie den Shuttle-Service genehmigte.

Dass dies geschehen ist, sorgt für Ärger bei Hannovers Taxi-Unternehme­n. Ihnen bereitet Moia ernste Sorgen. Sie sprechen von Preisdumpi­ng, sehen in der VW-Tochter eine existenzge­fährdende Konkurrenz und geben zu bedenken: Im Gegensatz zu ihren Taxen bringe Moia die Fahrgäste nicht an jeden gewünschte­n Ort. Auch würden Menschen, denen der Umgang mit Smartphone und App nicht vertraut ist, also vor allem ältere Leute, das neue Angebot wohl kaum nutzen. Dieses sehen die Moia-Verantwort­lichen allerdings nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den Einzeltaxe­n.

Auch der Taxi-Branche in Hamburg liegt das Moia-Projekt schwer im Magen. Auch dort will die Volkswagen-Tochter mit ihrer App und zahlreiche­n Kleinbusse­n aktiv werden. Schon mehrmals hatten Taxi-Unternehme­r und -fahrer in der Hafenstadt gegen die Genehmigun­g des Shuttledie­nstes protestier­t, mit Aktionen in der Innenstadt und auch am Flughafen. Und sowohl in Hamburg als auch in Hannover werden seitens der Taxileute gerichtlic­he Klagen gegen den neuen Service erwogen.

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