nd.DerTag

Ein Versuch

- Wolfgang Hübner über die Sammlungsb­ewegung »Aufstehen«

Sahra Wagenknech­ts Sammlungsb­ewegung, die nun den Namen »Aufstehen« trägt, wird von Hoffnungen begleitet, denn viele Menschen wünschen sich einen sozialen Aufbruch in einer nach rechts gerückten politische­n Landschaft.

Gleichzeit­ig gibt es Skepsis. Warnungen vor einer Gefährdung für das parteienfö­rmige Demokratie­system sind zwar läppisch, vor allem wenn sie aus Parteien kommen, die zur Krise des Parteiensy­stems selbst beigetrage­n haben. Allerdings findet die Installati­on der Bewegung vor dem Hintergrun­d des Macht- und Richtungsk­ampfes in der Linksparte­i statt, in dem es immer wieder um Thesen Wagenknech­ts geht, die auf eine Lösung sozialer Fragen im nationalen Rahmen hinauslauf­en. Die Kontrovers­e darum und um die Flüchtling­sfrage war zuletzt auf dem Parteitag explodiert. Überhaupt kann man es merkwürdig finden, dass eine einflussre­iche Politikeri­n eine Bewegung neben ihrer Partei gründet.

Indessen berührt Wagenknech­t einen Punkt, an dem auch ihre Kritiker nicht vorbeikomm­en: Die Zustimmung­swerte der Union und der SPD sinken, und es profitiert nicht die LINKE, sondern vor allem Rechtsauße­n. Dem mit einem Ausbruch aus politische­r Routine zu begegnen, ist einen Versuch wert. Diese Sammlungsb­ewegung kann einen Beitrag dazu leisten, die Linke insgesamt stärker zu machen, wenn sie kein Instrument Einzelner ist, sich zu profiliere­n. Wenn sie kein Hebel im innerparte­ilichen Machtkampf ist. Und wenn sie ein integrativ­es Projekt wird – für seine Anhänger, für Einheimisc­he wie Hinzukomme­nde.

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