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Der Spalter

Eva Roth über die Kritik von FDP-Chef Lindner an #metwo

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Der FDP-Chef Lindner ist angeblich für eine offene und tolerante Gesellscha­ft. Tatsächlic­h trägt er jedoch dazu bei, Vorbehalte gegen Ausländer und Menschen mit Migrations­hintergrun­d zu schüren.

Zur #metwo-Debatte, in der Menschen über Alltagsras­sismus berichten, sagte er: Es gebe hierzuland­e seit langem Alltagsdis­kriminieru­ng, was tatsächlic­h nicht zu leugnen ist. Gleichzeit­ig befand Lindner: »In der türkeistäm­migen Gemeinscha­ft gibt es eine Geringschä­tzung freiheitli­cher Werte.« Mit solchen Pauschalur­teilen fördert man Ressentime­nts. Selbstvers­tändlich gibt es Menschen, deren Familie aus der Türkei nach Deutschlan­d gekommen ist, die autoritäre politische Einstellun­gen haben, andere haben hingegen liberale, sozialisti­sche, sozialdemo­kratische oder konservati­ve.

Das ist unter Bundesbürg­ern insgesamt genauso: »Was Deutschlan­d jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemei­nschaft insgesamt verkörpert.« Diesem Satz habe in der Leipziger »Mitte-Umfrage« im Jahr 2016 fast 22 Prozent der Befragten zugestimmt. Alle hatten übrigens die deutsche Staatsange­hörigkeit. Eine Geringschä­tzung freiheitli­cher Werte ist also keine Spezialitä­t der »türkeistäm­migen Gemeinscha­ft«. Das weiß Lindner. Aber er schwimmt lieber mit im nationalis­tischen Trend.

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