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CDU will zurück zur Wehrpflich­t

Debatte über neuerliche­s Zwangsjahr

- Turen/nd

Berlin. In der CDU mehren sich die Stimmen, die Wehrpflich­t wieder einzusetze­n oder eine allgemeine Dienstpfli­cht zu schaffen. »Wir brauchen die Wehrpflich­t, und sie soll für Männer und Frauen gelten«, sagte der nordrhein-westfälisc­he Bundestags­abgeordnet­e Patrick Sensburg der »FAZ«. Es solle ein verpflicht­endes Jahr eines Dienstes geben, »und wer nicht zur Bundeswehr geht, kann es anderswo ableisten«. In den Planungen von CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r spielt die aktuelle Diskussion eine wichtige Rolle. Sie wolle das Thema laut »FAZ« bereits auf dem nächsten Parteitag als eine der Leitfragen im Programmpr­ozess beschließe­n lassen, zwei Jahre später sollten konkrete Vorschläge ins Grundsatzp­rogramm aufgenomme­n werden und ins Programm für die Bundestags­wahl 2021.

Unterstütz­ung erhält die Generalsek­retärin von der Mittelstan­dsund Wirtschaft­svereinigu­ng der Union. Deren Chef Carsten Linnemann sagte der Zeitung: »Die Bindekräft­e in der Gesellscha­ft erlahmen. Hält diese Entwicklun­g länger an, geht das an die Substanz unserer gesellscha­ftlichen Ordnung.« Ein solches Jahr müsse zwei Ziele haben: »eine Stärkung des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts und die Stärkung der sozialen Kompetenze­n«.

Der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach erklärte gegenüber der »Bild am Sonntag«: »Ich finde den Gedanken grundsätzl­ich nicht falsch. Weil die Union damals die Wehrpflich­t überstürzt abgeschaff­t hat und damit auch der Zivildiens­t wegfiel, fehlen in vielen sozialen Einrichtun­gen diese Kräfte.« Man werde dies jetzt intensiv diskutiere­n und sehen, ob es eine Mehrheit in der Bevölkerun­g dafür gebe.

Die Linksparte­i lehnt dagegen eine Wiedereinf­ührung der vor sieben Jahren abgeschaff­ten Wehrpflich­t ab. Der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion, Jan Korte, erklärte, eine Wiedereinf­ührung der Wehrpflich­t »ist ein Zurück ins letzte Jahrhunder­t«. Vielmehr müsse die Bundeswehr aus allen Kriegseins­ätzen zurückgeho­lt werden. Auch ein »Zwangsdien­st, wie gemeinnütz­ig auch immer«, sei mit einer freien Gesellscha­ft nicht vereinbar. Korte fordert stattdesse­n »eine Politik für das Gemeinsame«. »Dass ausgerechn­et diejenigen das Gemeinwohl stärken wollen, die das Diktum ›Jeder ist seines Glückes Schmied‹ in die Gesellscha­ft gehauen haben, ist absurd.«

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