nd.DerTag

Nicht zu Ende gedacht

Simon Poelchau über die IWF-Kritik an deutschen Exportüber­schüssen

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Es war wohl mal wieder Zeit. Denn dass der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) Deutschlan­d wegen seiner hohen Exportüber­schüsse kritisiert, ist seit längerem bekannt. Nun legte IWF-Volkswirt Maurice Obstfeld mit einem Gastbeitra­g in der »Welt« nach. Das Land solle durch eine »sinnvolle Erhöhung der Staatsausg­aben« die heimische Nachfrage anschieben, fordert der Ökonom da. Damit ist er nicht allein.

Immer wieder werfen Experten Deutschlan­d vor, dass das Land mit seinen Exportüber­schüssen die Weltwirtsc­haft destabilis­iert und zu wenig für seine Inlandsnac­hfrage tut. Die EU-Kommission blies schon mal ins selbe Horn. Manch hiesiger kritischer Ökonomen moniert auch, dass die Bundesregi­erung lieber Schulden statt den immensen Investitio­nsstau bei der öffentlich­en Infrastruk­tur abbaut, dass ihr die Schwarze Null wichtiger ist, als die Straßen und Schulen des Landes instand zu halten.

Zwar ist Obstfelds Kritik zutreffend, doch erwähnt er in seinem Beitrag ein weiteres, vielleicht sogar gravierend­eres Ungleichge­wicht nur am Rande. »Höhere Lohnabschl­üsse« könnten »gleichfall­s die heimische Nachfrage stärken«, so der Ökonom. Dies könnte auch der wachsenden sozialen Ungleichhe­it entgegenwi­rken, wenn die höheren Löhne vor allem den unteren Lohngruppe­n zugute kommen würden. So weit denkt Obstfeld aber nicht.

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