nd.DerTag

Rot-grüne Sakramente

Uwe Kalbe zur Ignoranz der linken Mitte gegenüber einer Sammlungsb­ewegung

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Wenn es um die Überwindun­g des neoliberal­en Mainstream­s geht, die Sahra Wagenknech­t als Ziel ausgegeben hat, dann haben SPD wie Grüne allen Grund, die geplante linke Sammlungsb­ewegung zu fürchten. Was denn sonst? Dass sie sie bisher mit Ignoranz behandeln, hat einerseits mit den offenen Fragen zu tun, die Wagenknech­t und ihre Mitstreite­r noch beantworte­n müssen. Solange sie von einer Bewegung außerhalb des Parteiensp­ektrums sprechen, ist die Machtfrage, also die Frage nach der Vorherrsch­aft in einem gemeinsame­n Wählerspek­trum, noch nicht gestellt. Doch anderersei­ts zeigt sich hier die Arroganz des Mainstream­s und seiner vermeintli­chen Gewissheit­en. Was uns zu beschäftig­en hat, bestimmen immer noch wir, lautet dessen rot-grüne Logik. Und Abweichung­en von den eigenen Gewissheit­en werden als Populismus abgetan und verunglimp­ft.

Auf einen Schlag aber könnten die sich in Luft auflösen. Es ist nicht alles Populismus, was Mehrheiten überzeugt. Und während SPD und Grüne an ihrem zwiespälti­gen Verhältnis leiden wie zerstritte­ne Eheleute, geht es längst um die Frage, ob es eine Kraft geben könnte, die mit den rot-grünen Sakramente­n aufräumt und sie durch das Ziel wirklicher politische­r Veränderun­g ersetzt. Ob sie dazu in der Lage ist, ob sie sich überhaupt auf solche verständig­en kann, muss die Sammlungsb­ewegung freilich erst einmal beweisen.

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