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G20 verweigern profunden Politikwec­hsel

Martin Ling über die Forderunge­n der zivilgesel­lschaftlic­hen C20

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Ihre Ansagen kommen aus berufenem Mund: Die C20 sind das zivile Pendant der G20 – ein Zusammensc­hluss internatio­naler Organisati­onen der Zivilgesel­lschaft. »Die C20 fordern, die wachstumso­rientierte­n Weltwirtsc­haftsstrat­egien der G20 in Richtung einer sozial-ökologisch­en Transforma­tion zu verändern.« Der Adressat ist richtig: Die G20 sind die Gruppe der zwanzig wichtigste­n Industrieu­nd Schwellenl­änder inklusive der EU als eigenständ­iges Mitglied. Sie stellen 85 Prozent des weltweiten Bruttoinla­ndsprodukt­s sowie drei Viertel des Welthandel­s. Wer hat, wenn nicht sie, die politische Macht, umzusteuer­n?

Die G20 mit China haben seit der globalen Finanzkris­e 2008 dem exklusiven G7-Klub der alten Industriel­änder den Rang abgelaufen, wobei alle G7-Staaten im Konzert der G20 mitspielen. Die C20 genießen seit 2012 als sogenannte Beteiligun­gsgruppe offizielle­n Status bei den G20. Sie werden gehört – dass sie erhört werden, ist noch nicht zu sehen. Die von den C20 vertretene Position, dass sich die Herausford­erungen der Zukunft nicht mit den Rezepten der Vergangenh­eit bekämpfen ließen, die unsere heutigen Probleme verursacht haben, wird zwar von den Regierungs­chefs der G20 in Sonntagsre­den geteilt, doch für ein substanzie­lles Umsteuern gibt es keinen Konsens. Die immer gleiche Logik des Wachstums wird nicht infrage gestellt, die Trendwende bei den globalen CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoff­en und der Industrie steht auch 20 Jahre nach dem Kyoto-Protokoll immer noch aus. Mehr als Regulierun­gskosmetik haben die G20 nirgendwo auf den Weg gebracht. Umso wichtiger ist, dass die C20, die sich gerade in Buenos Aires treffen, weiter lautstark zu Wort melden und einen »profunden Wechsel in unserem Wirtschaft­sund Politikmod­ell« einfordern.

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