Laden ohne Verpackungen
In der Potsdamer Zeppelinstraße eröffnete Carolin Schönborn im Juni das erste verpackungsfreie Geschäft Brandenburgs. Neben Müsli, Schokolade und vielen anderen Dingen kann man sich hier als Kunde auch Mehl in selbst mitgebrachte Verpackungen umfüllen. Das ist nun einmal die Idee und das Prinzip des Unverpacktladens in Berlin-Prenzlauer Berg. Hier fühlen sich Menschen wohl, denen der sonst allgegenwärtige Plastikmüll gegen den Strich geht. Ausgerechnet Mehl wird allerdings auch in herkömmlichen Geschäften relativ umweltfreundlich in Papiertüten angeboten.
Plastetüten und Plastepartikel, die über Flüsse wie den Rhein oder den Nil in die Weltmeere gespült werden, gefährden den Lebensraum der Fische. Fernsehdoku-
»Ich musste gar keine Werbung für den Laden machen.« Carolin Schönborn
mentationen darüber haben eine der Kundinnen bewegt, ihr Leben zu verändern und den Unverpacktladen aufzusuchen – obwohl ihr Sohn lästerte, wenn sie auf Flugreisen verzichten würde, so würde sie viel mehr für die Umwelt tun als mit so einer Marotte.
Aber sei es drum. Der Unverpacktladen in Prenzlauer Berg, es ist nach einem Laden in Kreuzberg der zweite dieser Art in Berlin, trifft einen Nerv der grün angehauchten Anwohner in dieser Gegend.
Auch Potsdam hat inzwischen einen Unverpacktladen. Am Montag zeichnete die Grünen-Landesvorsitzende Petra Budke die 29jährige Carolin Schönborn als »Grüne Gründerin« aus. Anfang Juni 2018 hatte die aus Eisenhüttenstadt stammenden Schönborn in der Potsdamer Zeppelinstraße 1 den ersten verpackungsfreien Lebensmittelladen Brandenburgs eröffnet.
Der Laden entspreche optimal den bündnisgrünen Forderungen nach Müllvermeidung und Nachhaltigkeit, begründete Petra Budke die Entscheidung der Jury, die den Gründerpreis seit Mai 2016 schon 22 Mal vergeben hat. Der Landesverband der Grünen würdigt damit Risikobereitschaft, Geschäftssinn und originelle Ideen.
»Jeder von uns verursacht rund 37 Kilogramm Plastikmüll im Jahr, damit ist Deutschland trauriger Spitzenreiter in Europa«, erklärte Budke. »Carolin Schönborn zeigt, dass es anders geht und packt das Müllproblem aktiv an.«
Die Potsdamer Stadtverordnete Janny Armbruster (Grüne) ergänzte: »Wir haben hier in Potsdam viele Menschen, die über ihr Konsumverhalten nachdenken, die ihr Leben und ihren Einkauf danach ausrichten, Müll zu vermeiden und sich gesund zu ernähren. Daher bin ich fest davon überzeugt, das der Laden Erfolg haben wird.«
Gründerin Schönborn bestätigt: »Ich musste gar keine Werbung für den Laden machen.« Es habe sich schnell herumgesprochen. »Es läuft gut. Ich habe schon Stammkunden, die kommen jeden zweiten oder dritten Tag.« Inzwischen beschäftigt Schönborn sogar einen Angestellten. Das Sortiment besteht aus rund 500 Produkten. Die Idee kam der Gründerin bei ausgedehnten Reisen nach Indien und Mittelamerika, wo sie viel Müll in der Natur sah. »Das hat mir vor Augen geführt, was wir auch in Deutschland täglich an Müll produzieren.« Als sie vor zwei Jahren einen Bericht über den ersten Unverpacktladen in Kiel sah, habe sie sofort gewusst: »Das ist es!«
Unverpacktladen »maßVoll«, Zeppelinstraße 1 in Potsdam, Mo., Mi., Do. und Fr. von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr, Sa. von 10 bis 16 Uhr