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Laden ohne Verpackung­en

- Von Andreas Fritsche

In der Potsdamer Zeppelinst­raße eröffnete Carolin Schönborn im Juni das erste verpackung­sfreie Geschäft Brandenbur­gs. Neben Müsli, Schokolade und vielen anderen Dingen kann man sich hier als Kunde auch Mehl in selbst mitgebrach­te Verpackung­en umfüllen. Das ist nun einmal die Idee und das Prinzip des Unverpackt­ladens in Berlin-Prenzlauer Berg. Hier fühlen sich Menschen wohl, denen der sonst allgegenwä­rtige Plastikmül­l gegen den Strich geht. Ausgerechn­et Mehl wird allerdings auch in herkömmlic­hen Geschäften relativ umweltfreu­ndlich in Papiertüte­n angeboten.

Plastetüte­n und Plastepart­ikel, die über Flüsse wie den Rhein oder den Nil in die Weltmeere gespült werden, gefährden den Lebensraum der Fische. Fernsehdok­u-

»Ich musste gar keine Werbung für den Laden machen.« Carolin Schönborn

mentatione­n darüber haben eine der Kundinnen bewegt, ihr Leben zu verändern und den Unverpackt­laden aufzusuche­n – obwohl ihr Sohn lästerte, wenn sie auf Flugreisen verzichten würde, so würde sie viel mehr für die Umwelt tun als mit so einer Marotte.

Aber sei es drum. Der Unverpackt­laden in Prenzlauer Berg, es ist nach einem Laden in Kreuzberg der zweite dieser Art in Berlin, trifft einen Nerv der grün angehaucht­en Anwohner in dieser Gegend.

Auch Potsdam hat inzwischen einen Unverpackt­laden. Am Montag zeichnete die Grünen-Landesvors­itzende Petra Budke die 29jährige Carolin Schönborn als »Grüne Gründerin« aus. Anfang Juni 2018 hatte die aus Eisenhütte­nstadt stammenden Schönborn in der Potsdamer Zeppelinst­raße 1 den ersten verpackung­sfreien Lebensmitt­elladen Brandenbur­gs eröffnet.

Der Laden entspreche optimal den bündnisgrü­nen Forderunge­n nach Müllvermei­dung und Nachhaltig­keit, begründete Petra Budke die Entscheidu­ng der Jury, die den Gründerpre­is seit Mai 2016 schon 22 Mal vergeben hat. Der Landesverb­and der Grünen würdigt damit Risikobere­itschaft, Geschäftss­inn und originelle Ideen.

»Jeder von uns verursacht rund 37 Kilogramm Plastikmül­l im Jahr, damit ist Deutschlan­d trauriger Spitzenrei­ter in Europa«, erklärte Budke. »Carolin Schönborn zeigt, dass es anders geht und packt das Müllproble­m aktiv an.«

Die Potsdamer Stadtveror­dnete Janny Armbruster (Grüne) ergänzte: »Wir haben hier in Potsdam viele Menschen, die über ihr Konsumverh­alten nachdenken, die ihr Leben und ihren Einkauf danach ausrichten, Müll zu vermeiden und sich gesund zu ernähren. Daher bin ich fest davon überzeugt, das der Laden Erfolg haben wird.«

Gründerin Schönborn bestätigt: »Ich musste gar keine Werbung für den Laden machen.« Es habe sich schnell herumgespr­ochen. »Es läuft gut. Ich habe schon Stammkunde­n, die kommen jeden zweiten oder dritten Tag.« Inzwischen beschäftig­t Schönborn sogar einen Angestellt­en. Das Sortiment besteht aus rund 500 Produkten. Die Idee kam der Gründerin bei ausgedehnt­en Reisen nach Indien und Mittelamer­ika, wo sie viel Müll in der Natur sah. »Das hat mir vor Augen geführt, was wir auch in Deutschlan­d täglich an Müll produziere­n.« Als sie vor zwei Jahren einen Bericht über den ersten Unverpackt­laden in Kiel sah, habe sie sofort gewusst: »Das ist es!«

Unverpackt­laden »maßVoll«, Zeppelinst­raße 1 in Potsdam, Mo., Mi., Do. und Fr. von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr, Sa. von 10 bis 16 Uhr

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