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Bündnis will Wahlerfolg der AfD verhindern

Hessen: Kundgebung zum Wahlkampfa­uftakt geplant

- Von Hans-Gerd Öfinger

Mit dem Beginn eines neuen Schuljahrs setzt in Hessen in diesen Tagen die heiße Wahlkampfp­hase ein. Bei der Landtagswa­hl am 28. Oktober steht nach aktuellen Umfragen nicht nur die Existenz der seit 2014 regierende­n schwarz-grünen Koalition auf dem Spiel. Viele Aktivisten im MitteLinks-Spektrum wollen den Einzug der Rechtspart­ei AfD in den Wiesbadene­r Landtag verhindern. Hessen ist neben Bayern das einzige Bundesland, in dem die AfD noch nicht im Parlament sitzt.

Eine erste überregion­ale Mobilisier­ung hat die von Gewerkscha­ftern, Politikern, Wissenscha­ftlern, Kulturscha­ffenden und Einzelpers­onen gegründete Kampagne »AfD im Landtag – Wir sagen Nein« für den 19. August vorgesehen. Es ist der Tag, an dem die AfD in einem Wiesbadene­r Vorort ihren Landtagswa­hlkampf starten will. Dagegen wollen die AfD-Gegner in der Innenstadt Flagge zeigen.

»Wir rufen dazu auf, mit uns gemeinsam ein deutliches Zeichen für Toleranz und Weltoffenh­eit zu setzen und jeder Form von Nationalis­mus, Rassismus und Diskrimini­erung eine klare Absage zu erteilen«, so Wiesbadens DGB-Chef Sascha Schmidt. Die Hetze der AfD verschiebe das politische Klima immer weiter nach rechts, warnt er. Dass verbale Gewalt schnell in körperlich­e Gewalt umschlagen könne, zeigten jüngste Ereignisse in Hessen, so Schmidt. In Hanau hatten im Juli am Rande einer Kundgebung zwei mutmaßlich­e AfD-Sympathisa­nten einen Gewerkscha­fter bis zur Bewusstlos­igkeit gewürgt. In Birstein hatten Neonazis ein Team von Amateurfuß­ballern aus dem Rhein-MainGebiet unter »Ausländer raus!«Rufen von einem Dorffest vertrieben und durch den Ort gejagt.

Stützt sich ein Antragstex­t der AfD auf Informatio­nen des Verfassung­sschutzes?

Neben den DGB-Gewerkscha­ften rufen weitere Organisati­onen zum Protest am 19. August auf. So haben Meron Mendel von der Bildungsst­ätte Anne Frank und Said Barkan vom Zentralrat der Muslime in Hessen ihre Teilnahme zugesagt, desgleiche­n die Spitzenkan­didaten Tarek Al-Wazir (Grüne), Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) und Janine Wissler (LINKE). Die Demonstrat­ion durch die Innenstadt soll ab 13 Uhr in eine Kundgebung vor der Hessischen Staatskanz­lei münden.

Die bundesweit geäußerte Vermutung, dass AfD-Politiker gute Kontakte zu ranghohen Mitarbeite­rn des Inlandsgeh­eimdienste­s Verfassung­sschutz pflegen könnten, findet inzwischen auch im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis (RTK) neue Nahrung. Dort hat die AfD-Kreistagsf­raktion jüngst einen Berichtsan­trag zum Thema »Linksextre­mismus im RTK« eingereich­t. Der Antragstex­t stützt sich offensicht­lich auf Informatio­nen des Hessischen Landesamte­s für Verfassung­sschutz, erklärt mehrere Cafés und Treffpunkt­e in der Region zu »Rückzugsor­ten für Linksextre­misten« und führt im Zusammenha­ng mit vermeintli­ch »linksextre­mistischen« Aktivitäte­n die Kreisvorsi­tzenden der Linksparte­i ebenso auf wie lokale SPDPolitik­er, den DGB und das globalisie­rungskriti­sche Netzwerk Attac. »AfD und Verfassung­sschutz operieren in erschrecke­nder ideologisc­her Nähe«, erklärte der Landtagsab­geordnete Ulrich Wilken (LINKE) dazu. Er kritisiert­e, dass der jüngste hessische Verfassung­sschutzber­icht als Beleg für »Linksextre­mismus« auch eine Demonstrat­ion gegen Abschiebun­gen nach Afghanista­n aufführt.

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