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Ein Loch in Raum und Zeit

Schleswig-Holstein: Der A20-Weiterbau wird auch 2022 nicht abgeschlos­sen

- Von Dieter Hanisch, Kiel

Der Bau der Ost-West-Autobahn 20 von Brandenbur­g bis zur A 28 beim niedersäch­sischen Westersted­e kommt nicht voran. Allein in Schleswig-Holstein stehen bis zur Elbquerung nahe Glückstadt noch ungefähr 70 Ausbau-Kilometer aus. Diese Reststreck­e besteht aus insgesamt sechs Abschnitte­n – bei keinem besteht Baureife. Entweder es liegen Klage vor oder es laufen noch Planfestst­ellungsver­fahren. Da unter dem früheren Ministerpr­äsidenten Torsten Albig (SPD) im Raum Bad Segeberg kein weiterer Kilometer A20 gebaut worden war, nahm sein CDU-Herausford­erer im Wahlkampf 2017 den Mund ziemlich voll. Der spätere Wahlsieger Daniel Günther versprach, bis 2022 werde die A20 bis an die Elbe gebaut sein.

Doch wenige Monate nach der gewonnenen Wahl musste Günther bereits zurückrude­rn, weil das neu aufgestell­te Verkehrsmi­nisterium unter Bernd Buchholz (FDP) selbst mit seinen optimistis­chsten Prognosen nicht an Günthers unrealisti­sches Wahlverspr­echen herankam. Dabei hatten die Grünen, die bis zur Landtagswa­hl 2017 als Gegner des A20-Weiterbaus auftraten, als Teil der neuen Regierungs­koalition längst ihren Widerstand aufgegeben.

Auch nachdem die Bauplanung zu Jahresbegi­nn vom Landesbetr­ieb Straßenbau an die bundeseige­ne Verkehrsge­sellschaft Deges überging, kam man nicht voran. Die Einarbeitu­ng der Deges in das Projekt kostet enorm viel Zeit, müssen doch zig tausend Seiten aus den Planungsun­terlagen eingelesen und verarbeite­t werden.

Bernd Rothe als Deges-Verantwort­licher für den schleswig-holsteinis­chen Bereich der A20 kündigte jedenfalls an, dass vor 2020 höchstens vorbereite­nde Maßnahmen zum Artenschut­z stattfinde­n könnten. Dieser spielt eine zentrale Rolle. Zum einen geht es um das Wohl vieler Fledermaus­arten rund um Bad Segeberg und eine diesbezügl­ich verträglic­he Trassenfüh­rung. Außerdem sind auf anderen Abschnitte­n der Seeadlersc­hutz und eine Population von Zwergschwä­nen umweltrech­tlich zu berücksich­tigen.

Nach langer Wartephase steht als nächstes im November ein wichtiger Termin an, wenn das Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig seine Entscheidu­ng zum beklagten Planungsab­schnitt von Bad Segeberg bis zur A7 verkünden will. Doch danach könnte es noch lange dauern, bis tatsächlic­h wieder Autobahnki­lometer gebaut werden, müssen doch zunächst Leitungen verlegt und Brücken gebaut werden. Für den Unternehme­nerverband und die Industrieu­nd Handelskam­mer ist der A20Stillst­and in Schleswig-Holstein seit Jahren Anlass für ein Dauerbashi­ng in Richtung Politik. Die Wirtschaft­sverbände fordern vor allem eine Änderung des Planungsre­chts unter Beschneidu­ng umweltrech­tlicher Aspekte.

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Foto: dpa/Carsten Rehder Das westliche Ende der A20 bei Bad Segeberg

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