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Aufgetauch­t aus dem Sommerloch

Nachdem Ex-SPD-Chef Kurt Beck für Länderfusi­onen plädierte, gibt es prompt heftigen Widerspruc­h

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Man kann darauf wetten: Alljährlic­h im Sommerloch kommt ein Hinterbänk­ler oder Ex-Politiker daher und fordert Länderfusi­onen. Dann gibt es ein paar Gegenstimm­en und zu Ferienende ist alles vorbei.

Berlin. Mit seiner jüngsten Forderung nach Länderfusi­onen in Deutschlan­d ist der frühere SPD-Chef Kurt Beck in Mecklenbur­g-Vorpommern auf Ablehnung gestoßen. »Wir setzen auf Kooperatio­n und nicht auf eine Fusion der Länder«, erklärte Regierungs­sprecher Andreas Timm am Dienstag in Schwerin. An dieser Auffassung habe sich nichts geändert. Mecklenbur­gVorpommer­n arbeite sowohl mit seinen Nachbarn im Norden als auch mit den Bundesländ­ern im Osten eng und gut zusammen, betonte Timm und wertete den neuerliche­n Vorstoß als »Sommerloch-Thema«. Nach seiner Überzeugun­g gibt es keine Mehrheiten für eine Neuglieder­ung.

Über eine größere Föderalism­usreform, die auch Landesgren­zen einschließ­e, sei schon lange nicht mehr diskutiert worden, hatte der ehemalige rheinland-pfälzische Regierungs­chef dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND) gesagt. »Ich hielte sie für wünschensw­ert.« Länderfusi­onen würden es den Behörden nach Überzeugun­g Becks ermögliche­n, schlagkräf­tiger und effiziente­r zu arbeiten. Nach seiner Meinung könnten etwa das Saarland und RheinlandP­falz eine neue Einheit formen, »ohne dass die Menschen das innerlich ablehnen würden«. Ähnliche Verbindung­en fänden sich bei Berlin und Brandenbur­g oder im Norden Deutschlan­ds, sagte der Vorsitzend­e der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. »Ich denke da zum Beispiel an

das Sendegebie­t des Norddeutsc­hen Rundfunks.« Dazu gehören Hamburg, Mecklenbur­g-Vorpommern, Niedersach­sen und Schleswig-Holstein. Beck sagte, zwar sei der Föderalism­us ein wichtiges und stabilisie­rendes Element, trotzdem sei er reformbedü­rftig. Beim Umbau seien zwei Dinge entscheide­nd: Effizienzg­ewinne und landsmanns­chaftliche Verbundenh­eit. In Deutschlan­d wird seit Jahrzehnte­n über den Zusammensc­hluss einzelner Länder diskutiert. Ein konkreter Anlauf in Berlin und Brandenbur­g scheiterte 1996.

Auch Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) lehnt Fusionen ab. »Ich kann nicht erkennen, was der Bund mehr kann als die Länder. Außer der Bereitscha­ft zum Geldausgeb­en.« Selbstvers­tändlich werde sich die föderale Ordnung weiter entwickeln, sagte er dem RND. »Aber bitte nicht in Richtung Zentralisi­erung. Bei Bundestags- und Landtagswa­hlen muss der Bürger genau wissen, welche politische­n Entscheidu­ngen von dem jeweiligen Parlament verantwort­et werden.«

»Bitte nicht in Richtung Zentralisi­erung.« Michael Kretschmer, Sachsens Ministerpr­äsident

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