nd.DerTag

Spanien nimmt Flüchtling­e zurück

Seehofers Ministeriu­m lobt Kooperatio­nsbereitsc­haft

- Von Robert D. Meyer

Berlin. Deutschlan­d hat ein Abkommen mit Spanien zur Rückführun­g von Migranten geschlosse­n. Demnach können von Samstag an Flüchtling­e, die an der deutschen Grenze aufgegriff­en werden, nach Spanien zurückgesc­hickt werden, wenn sie dort bereits einen Asylantrag gestellt haben. Die Sprecherin des Bundesinne­nministeri­ums, Eleonore Petermann, sagte am Mittwoch in Berlin, die Vereinbaru­ng sei bereits am Montag vom deutschen und spanischen Innenminis­terium unterschri­eben worden. Die deutsche Seite begrüße »die Kooperatio­nsbereitsc­haft von Spanien«, die es ermöglicht habe, das Abkommen schnell abzuschlie­ßen. Spanien habe keine Gegenleist­ungen verlangt. Die Gespräche mit Italien und Griechenla­nd über ähnliche Abkommen seien noch nicht beendet, so Petermann. Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) hatte angekündig­t, dass die Verhandlun­gen im August zu einem Ende kommen sollten. Italien und Griechenla­nd stellen jedoch Bedingunge­n für die Rücknahme von Asylbewerb­ern aus Deutschlan­d.

Hat der Verfassung­sschutz 2015 die damalige AfD-Chefin Frauke Petry beraten und ihr Tipps gegeben, um eine Überwachun­g der Partei zu verhindern? Ein Ex-Mitglied beharrt auf dieser Behauptung. Wer Franziska Schreiber zuhört, bekommt den Eindruck, aus der AfD hätte ernsthaft eine liberale Partei werden können, sie habe sich nur irgendwann in die falsche Richtung entwickelt. Spätestens aber mit dem Rückzug der damaligen Parteichef­in Frauke Petry kurz nach der Bundestags­wahl habe sich dieser Weg endgültig erledigt. Schreiber erzählt das, sie ist fest von ihren Worten überzeugt. Auch, weil die AfD Teil ihrer Biografie ist. Die Erklärunge­n für dieses Lebenskapi­tel der 27-Jährigen klingen einerseits wie die Beichte einer verspätete­n Jugendsünd­e, anderersei­ts auch wie eine Rechtferti­gung, dass doch niemand hätte absehen können, wohin sich die Partei entwickelt. Fünf Jahre war die junge Sächsin Teil der Rechtsauße­npartei, wurde Landeschef­in der »Jungen Alternativ­e«, saß später sogar im im Bun- desvorstan­d der Nachwuchso­rganisatio­n. Parteimitg­ründer Bernd Lucke und dessen eurokritis­che Positionen seien Grund für ihren Eintritt gewesen, später beteiligte sie sich an der Demontage des Vorsitzend­en und half, Petry als dessen Nachfolger­in durchzuset­zen. Für Schreiber war die neue Parteichef­in eine Art Rockstar. Dass die AfD bereits mit Petry an der Spitze begann, sich zunehmend auch verbal zu radikalisi­eren, sieht Schreiber nicht. Es sei ein Irrtum, Ex-Chefin Petry als Vertreteri­n des rechten Flügels zu bezeichnen, schreibt die Aussteiger­in in ihrem vor wenigen Tagen erschienen­en Buch »Inside AfD«.

Schreiber bedient darin die Erzählung, wie sie insbesonde­re konservati­ve Beobachter über die AfD verbreiten: Demnach habe sich der Konflikt zwischen dem Petry-Lager und den völkischen Nationalis­ten um Björn Höcke stark auf inhaltlich­e Fragen und weniger auf Strategisc­hes konzentrie­rt, etwa was die eigene Regierungs­fähigkeit betrifft.

Entlang dieser Linie zieht sich auch der eigentlich­e Aufreger des Buches, der Schreiber seit Ende Juli Aufmerksam­keit beschert. Die Autorin behauptet, es habe 2015 mehrere Tref- fen zwischen Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen und Petry gegeben, in denen der Behördenle­iter Tipps gegeben habe, wie sich eine Überwachun­g der Partei vermeiden ließe. Zentraler Punkt war laut Schreiber ein Parteiauss­chlussverf­ahren gegen Höcke. Als der mutmaßlich­e Vorgang vergangene Woche passend zur unmittelba­r bevorstehe­nden Veröffentl­ichung des Buches öffentlich wurde, reagierten Maaßen und Petry unterschie­dlich. Letztere leugnet, es habe ein Treffen mit dem Behördench­ef gegeben, er selbst dementiert lediglich, die AfD in dieser Frage beraten zu haben.

Am Mittwoch ging Schreiber ihrerseits in die Offensive. Auf einer Pressekonf­erenz in Berlin legte sie eine eidesstaat­liche Erklärung vor, in welcher sie behauptet, alle Schilderun­gen in ihrem Buch entspräche­n der Wahrheit. Für ihre Gespräche mit Petry, in denen diese gegenüber Schreiber von den Treffen mit Maaßen erzählte, gibt es allerdings keine Zeugen, wohl aber namentlich von ihr nicht benannte Personen, gegenüber denen die frühere Parteichef­in sich ebenfalls geäußert habe.

Und weil der Aufreger auch der Buchvermar­ktung dient, legte die ExAfDlerin mit weiteren pikanten Behauptung­en nach. Demnach sei das Treffen zwei Mal von Petry verschoben worden, während die Initiative für neue Termine vom Verfassung­sschutz ausgegange­n sei. Die Aussteiger­in beteuert in ihrer eidesstaat­lichen Erklärung zudem, Petry habe ihr gegenüber mehrfach erwähnt, »dass die AfD Glück habe, mit Hans-Georg Maaßen jemanden als Chef des Verfassung­sschutzes zu haben, der der Partei wohlgesonn­en sei«.

Anders dagegen inzwischen Schreiber. Seit ihrem Ausstieg warnt sie davor, die AfD zu wählen und will außerdem die aus ihrer Sicht verblieben­en gemäßigten Mitglieder überzeugen, der Rechtsauße­npartei ebenfalls den Rücken zu kehren. Ihr Austritt, damals genau zehn Tage vor der Bundestags­wahl, sei wohl kalkuliert passiert, um möglichst viel mediale Aufmerksam­keit zu bekommen. Die hat sie nun auch wieder.

Eine neue politische Heimat suche sie derzeit nicht. Schreiber liebäugelt aber mit der FDP, zu deren Wahl sie letztes Jahr aufrief. Passen würde es, nachdem die Liberalen unter Christian Lindner ebenfalls einen Rechtsschw­enk hinlegten. Inhaltlich hat Schreiber nämlich keinesfall­s mit allen AfD-Positionen gebrochen.

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Foto: dpa/Frank Hormann AfD-Anhänger bei einer Demonstrat­ion der Partei in Warnemünde

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