nd.DerTag

Wachsam sein, aus Fehlern lernen

Sebastian Bähr über anhaltende rassistisc­he Angriffe und Anschläge

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Deutschlan­d erlebt derzeit nicht nur einen heißen Sommer, sondern auch einen brutalen. Alle paar Tage kommt es zu rechtsmoti­vierten Angriffen oder Anschlägen auf Flüchtling­e, ihre Unterkünft­e oder Migranten. Laut einer Chronik der Amadeu-Antonio-Stiftung und von Pro Asyl schon 366 dieses Jahr. In der öffentlich­en Debatte scheint dieser Sound deutscher Zustände jedoch kaum noch Empörung hervorzuru­fen. Wie man sich an fast alles gewöhnt, so eben auch an die Gewalt gegen »die Anderen« im Land. Gesellscha­ft und Behörden haben beim NSU-Komplex versagt. Notwendig wäre, dass sie nun aus ihren Fehlern lernen. Was bedeuten würde: wachsam und sensibel zu sein, Anzeichen für rassistisc­he Übergriffe ernst zu nehmen, Gewalt transparen­t aufzukläre­n, Rassismus nicht zu bagatellis­ieren, Verantwort­liche zu bestrafen.

Die vergangene­n Wochen haben in dieser Hinsicht kein Vertrauen geschenkt. Schüsse auf eine Kopftuchtr­ägerin in Heilbronn, Schüsse auf minderjähr­ige Flüchtling­e in Thüringen. In beiden Fällen heißt es nebulös von der Polizei: »War eine Kurzschlus­sreaktion verwirrter Männer. Ihr könnt uns glauben, wir haben in alle Richtungen ermittelt.« In Leipzig explodiert derweil ein Dönerimbis­s, doch die meisten Menschen des Landes interessie­rt es schlicht nicht. Deutschlan­d, du musst an dir arbeiten.

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