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Klimaschut­z soll in die Verfassung

Wird Niedersach­sen Vorreiter im Bund?

- Von Hagen Jung

Flüsse trocknen aus, Fische sterben aufgrund zu hoher Wassertemp­eratur, Landwirte werden angesichts schlechter Ernte und fehlenden Viehfutter­s von Existenzso­rgen geplagt, viele Menschen klagen über Gesundheit­sprobleme infolge der extremen Hitze, die derzeit in Deutschlan­d herrscht. Ein Szenario, das den Klimawande­l zu belegen scheint und darauf hindeutet, dass man das Thema nicht mehr als eine Schreckens­vision von Umweltakti­visten abtun kann. Ein geeigneter Zeitpunkt für Politiker, die Alarmglock­e in Sachsen Klimaschut­z kräftiger zu läuten als bisher.

Das tut jetzt auch Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies. Der Sozialdemo­krat möchte den Klimaschut­z in der Landesverf­assung als Staatsziel verankert sehen – das wäre ein Novum im Bund. Sofern das geschieht, sei künftig bei Gesetzesvo­rhaben, Maßnahmen und Planungen des Landes »ein KlimaCheck unerlässli­ch«, wirbt der Politiker für seine Initiative. Parallel

»Ich glaube, dass man sich an der Stelle verheben wird.«

Martin Bäumer, Umweltexpe­rte der CDU zu ihr, so Lies, schreibe das Land Niedersach­sen seine Strategie zur Anpassung an die Klimafolge­n fort. Sie sollen von einem »Kompetenzz­entrum« analysiert werden, damit lokale und übergreife­nde Aktivitäte­n gebündelt und gesteuert werden können, erläutert der Minister und nennt ein Beispiel: »Um den CO2-Ausstoß dauerhaft zu reduzieren und den Klimawande­l noch in beherrschb­aren Grenzen zu halten, brauchen wir die Energiewen­de.« Um die Kohlendiox­idBelastun­g einzudämme­n müsse der Kohleausst­ieg konsequent vorbereite­t und dann zügig umgesetzt werden.

Der Bund solle seine »Blockadeha­ltung« bezüglich jener Wende aufgeben und verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen für alle Beteiligte­n schaffen, fordert Olaf Lies. Dazu werde er in der kommenden Woche Gespräche mit Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) führen.

Dessen Parteifreu­nde in Hannover äußern sich zum Vorschlag des Koalitions­partners SPD, dem Klimaschut­z Verfassung­srang einzuräume­n, zurückhalt­end. So bekundete Martin Bäumer, Umweltexpe­rte der Union im Landtag, gegenüber dem NDR in bestem Sonntagsre­den-Modus: Er halte viel davon, die Umwelt so natürlich wie möglich zu schützen und zu versuchen, die Lebensgrun­dlagen der Menschen zu erhalten. »Aber Klimaschut­z in der Verfassung – ich glaube, dass man sich an der Stelle verheben wird«, sagte der CDU-Mann.

Olaf Lies dagegen glaubt, dass der Klimaschut­z bereits 2019 in die Verfassung aufgenomme­n sein wird. Dazu bedarf es allerdings einer Zweidritte­lmehrheit im Landtag. Um sie zu erreichen, benötigt die SPD-Fraktion etliche Stimmen aus der CDU. Selbst wenn alle drei Opposition­sparteien – Grüne, FDP und AfD – dem Lies-Vorschlag zustimmten, würde das nicht ausreichen, um ihn ohne die Union durchzuset­zen.

Wie spürbar sich das veränderte Klima in Niedersach­sen auswirkt, ist aktuell in den Wäldern zu erleben: Ihnen droht eine Borkenkäfe­r-Plage. Die Schädlinge vermehren sich infolge des anhaltend heißen Wetters enorm und befallen vor allem Fichten. Nicht wenige müssen deshalb gefällt werden, für die Holzwirtsc­haft ist das mit erhebliche­n finanziell­en Einbußen verbunden.

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