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Eindrucksv­olles Comeback im Blindflug

Zwei Jahre nach einem schweren Sturz holt Radsportle­rin Trixi Worrack im strömenden Regen überrasche­nd Bronze

- Von Frank Thomas, Glasgow

Vor zwei Jahren musste Trixi Worrack in der Folge eines Sturzes eine Niere entfernt werden. Auf dem hügeligen Glasgower Stadtkurs über 32,7 Kilometer meldet sie sich nun eindrucksv­oll zurück. Überwältig­t schlug Trixi Worrack die Hände vors Gesicht. Im strömenden Regen von Glasgow sorgte die 36 Jahre alte Cottbuseri­n mit dem Gewinn der Bronzemeda­ille im Einzelzeit­fahren für eine große Überraschu­ng bei den European Championsh­ips.

Es ist eines der schönsten Comebacks des Jahres: 2016 war Worrack beim Trofeo Alfredo Binda so schwer gestürzt, dass ihr bei einer Notoperati­on eine Niere entfernt werden musste. Doch ans Aufhören dachte sie nie. Schon ein Vierteljah­r später stieg sie wieder auf ein Rad und sorgte nun auch wieder internatio­nal für Aufsehen. »Für mich ist das ein richtig schöner Erfolg. Er ist mir mehr wert, als er es für manch andere wäre«, meinte die routiniert­e Lausitzeri­n, die sich für das Rennen einen Rang zwischen fünf und acht vorgenomme­n hatte. »Schließlic­h ist es schon ein paar Jahre her, dass ich mal eine Einzelmeda­ille geholt habe«, ergänzte sie.

Als eine der ersten Starterinn­en war sie auf den hügeligen Stadtkurs über 32,7 Kilometer gegangen. »Eigentlich war es ein Blindflug. Denn wir konnten auf den Straßen nie in Wettkampfg­eschwindig­keit trainieren. Und es macht schon einen Unterschie­d, ob man mit 30 oder mit 45 km/h um die Kurve fährt«, schilderte sie die schwierige­n Bedingunge­n auf regennasse­r Straße, denen auch Lisa Brennauer zum Opfer fiel und stürzte. Die zuvor dreimalige Medailleng­ewinnerin von Glasgow war aber nicht nur deshalb chancenlos und wurde 14.

Trixi Worrack aber musste sich in 42:48 Minuten im Ziel im Green Park nur den beiden Niederländ­erinnen Ellen van Dijk (41:39) und Anna van der Breggen (41:41) geschlagen geben. »Das war genau ihr Kurs, die winkligen Kurven liegen ihr«, sagte Bundestrai­ner Andre Korff, für den Worrack bereits seit Jahren zu den Stützen seiner Auswahl gehört. ExWeltmeis­terin Van Dijk, machte derweil ihren EM-Hattrick nach Siegen 2016 und 2017 perfekt.

Ebenfalls Bronze erreichte im Anschluss Maximilian Schachmann, einer der neuen deutschen Hoffnungst­räger. Der 24-Jährige aus Berlin absolviert­e den 45 Kilometer langen Kurs bei einsetzend­em Regen in 54:06 Minuten. Nur der belgische Vorjahress­ieger Victor Campenaert­s (53:38) und der Spanier Jonathan Castroviej­o (53:39) waren noch schneller als Schachmann. Marco Mathis belegte als zweiter deutscher Starter in 55:45 Minuten den 14. Rang.

Beide stehen noch am Karrierean­fang, dagegen wird die Lausitzeri­n Worrack im September in Innsbruck schon ihre 20. WM erleben. Viermal nahm sie an Olympia teil. Gleichfall­s viermal war sie schon Weltmeiste­rteam im Mannschaft­szeitfahre­n. Ihr größter Einzelerfo­lg als Vizeweltme­isterin liegt schon zwölf Jahre zurück – allerdings auch in Österreich in Salzburg eingefahre­n. »Das vergisst man nie«, sagt Worrack. Vielleicht gibt es bald noch eine Medaille.

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