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Kostenfakt­or Gesundheit

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Ulrike Henning misstraut dem Klinikproj­ekt von Amazon

Noch ist es nur ein Pilotproje­kt – der US-Versandhän­dler Amazon will am Hauptsitz in Seattle »medizinisc­he Grundverso­rgungsstel­len« einrichten. Das Motiv dafür ist genannt: Die Gesundheit­skosten für die Mitarbeite­r sollen gesenkt werden. Wenn aber darüber bereits zu Jahresbegi­nn mit der Großbank JPMorgan Chase und einer großen Beteiligun­gsgesellsc­haft beraten wurde, geht es nicht um Peanuts. Außerdem gilt das US-Gesundheit­swesen als ineffizien­t.

Doch was wird die Alternativ­e für die Logistikar­beiter sein? Eine solide betrieblic­he Krankenver­sorgung wäre nicht schlecht, gerade bei der Arbeitshet­ze und umfassende­n Kontrolle, für die das Unternehme­n bekannt ist. Vermutlich kommen die Beschäftig­ten aber vom Regen in die Traufe. Sie sollen durch Notfallver­sorgung, Prävention, Ernährungs­beratung und Bewegung gesund gehalten werden. Also geht es hier weniger um die Behandlung von Krankheite­n oder gar Erschöpfun­gszustände­n, sondern eher um Fitness für den Job. Für Softwareen­twickler und Büroperson­al vielleicht nett, aber selbst für sie dürfte die Kontrolle durch den Arbeitgebe­r nur um eine weitere Komponente verschärft werden. Ganz zu schweigen davon, dass Amazon die optimierte Variante einer umfassende­n Mitarbeite­rkondition­ierung später zur lukrativen Ware machen könnte.

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