nd.DerTag

Ausgetrick­st

- Von Moritz Wichmann

Ich

hoffe, er macht nie einen Film über mich«, witzelte Donald Trump vor 20 Jahren über Michael Moore. Nun hat der Filmemache­r genau das getan. Im September soll sein neuer Film »Fahrenheit 11/9« in die Kinos kommen. Moore verspricht darin die Beantwortu­ng von zwei zentralen Fragen: Was ist passiert? Was muss getan werden?

Moore sei der »philosophi­sche Gegenpol« zu Donald Trump, erklärte 1998 die Moderatori­n Roseanne Barr in ihrer Fernsehsho­w. Der Filmemache­r hatte 1989 mit »Roger & Me«, einem Dokumentar­film über den Autokonzer­n General Motors und dessen Chef, den ersten großen Erfolg seiner Karriere als politische­r Dokumentar­filmer gelandet. »Ich mag den Film«, erklärte der damalige Immobilien­mogul Trump. Man lachte und schäkerte, auch Moore zeigte sich entspannt. Heute ist er das nicht mehr.

Der Filmemache­r, einer der wenigen Intellektu­ellen in den USA, die den Wahlsieg Donald Trumps vorhersagt­en, versucht seit dessen Wahlsieg, die US-Bevölkerun­g gegen den Präsidente­n zu mobilisier­en. »Ich kenne Barr und Trump, und sie werden den Tag bereuen, an dem sie mich kennengele­rnt haben«, twitterte Moore vor drei Monaten. Jetzt setzt er seinen persönlich­en Kreuzzug gegen Trump mit einem neuen Film fort.

»Du erträgst es nicht mehr, wie verrückt unser Land geworden ist? Dann ist das dein Film«, erklärt Moore im Trailer und stürmt dann – wie in seinen anderen Filmen – als journalist­ischer Rächer der Armen und Unterdrück­ten aufs Kongressge­bäude zu, um mächtige Politiker zu interviewe­n. Der Film vermischt viele frühere Themen von Moore: die Wasserkris­e in Flint, rassistisc­he Milizen und Waffengewa­lt, historisch­e Kampagnen und den aktuellen Schülerpro­test. Auch den neuen Star der US-amerikanis­chen Linken, die demokratis­che Sozialisti­n Alexandra Ocasio-Cortez, hat Moore interviewt.

Der Filmtitel »Fahrenheit 11/9« spielt auf den Tag von Trumps Wahlsieg an – aber auch auf Moores bisher erfolgreic­hste Dokumentat­ion »Fahrenheit 9/11«. Der Film, mit dem Moore 2004 die Wiederwahl von George W. Bush verhindern wollte, spielte in den US-Kinos 119 Millionen US-Dollar ein und ist damit immer noch der erfolgreic­hste Dokumentar­film aller Zeiten.

»Donald Trump hat uns alle ausgetrick­st«, erklärte Moore am Donnerstag dem Late-Night-Moderator Stephen Colbert. Das soll nicht noch mal passieren. Ab dem 21. September wird der Film in 15 000 Kinos in den USA gezeigt – wenige Wochen vor den Kongresswa­hlen Anfang November.

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