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Mit dem Tourismus geht es bergauf

Zahl der Übernachtu­ngen stieg seit 1992 von 4,6 Millionen auf mehr als 13 Millionen

- Von Wilfried Neiße

Es gibt wenige Wirtschaft­szweige in Brandenbur­g, deren Bilanz so stetig und steil bergauf zeigt wie der Fremdenver­kehr. Erneut blickt die Tourismusb­ranche des Bundesland­es auf ein Rekordjahr zurück. Wenn die Generalpro­be danebengeh­t, dann ist die Premiere gut, heißt es im Theater. Bei der jährlichen Tourismusr­eise des Ministerpr­äsidenten Dietmar Woidke (SPD) stand eigentlich eine Schiffsrei­se von Neuruppin aus über den Ruppiner See auf dem Programm. Stunden zuvor musste dieser Programmpu­nkt wegen eines Maschinens­chadens abgeblasen werden.

Doch der Motor des brandenbur­gischen Tourismus stottert nicht. Bei den Übernachtu­ngen wird erneut ein Plus verzeichne­t, ein Plus von 7,8 Prozent. Allein von Januar bis Mai 2018 haben 4,61 Millionen Gäste übernachte­t, wobei nur die Hotels und Herbergen mit wenigstens zehn Betten in die Berechnung eingehen. Mit 362 000 Übernachtu­ngen hat sich die Zahl ausländisc­her Gäste sogar um fast 13 Prozent erhöht. Im Schnitt bleiben die Gäste 2,6 Tage in ihrer brandenbur­gischen Unterkunft.

Im vergangene­n Jahr sind erstmals mehr als 13 Millionen Übernachtu­ngen gezählt worden und 4,9 Millionen Gäste. Mit 2,2 Millionen Übernachtu­ngen hatte das Seenland Oder-Spree erneut die meisten Buchungen, gefolgt vom Spreewald mit 1,8 Millionen, dem Ruppiner Seenland mit 1,5 Millionen und dem Fläming mit 1,2 Millionen Übernachtu­ngen. Die Stadt Potsdam durfte 1,2 Millionen Besucher begrüßen. Alle Regionen verzeichne­ten einen Zuwachs.

Als Reiseziel beliebt ist Brandenbur­g nach wie vor bei Polen, die die größte Gruppe unter den ausländisc­hen Besuchern stellen und die für 63 900 Übernachtu­ngen sorgten, was einem Plus von 18,7 Prozent entspricht. Den prozentual höchsten Zuwachs gab es bei den Tschechen, die 17 250 Übernachtu­ngen in brandenbur­gischen Hotels und Pensionen buchten, was ein Plus von 41 Prozent bedeutet. Im Reigen der ausländisc­hen Touristen vertreten sind auch die Niederländ­er (30 500 Übernachtu­ngen), die Briten (24 000 Übernachtu­ngen), die Dänen (18 500 Übernachtu­ngen), die Österreich­er (15 200 Übernachtu­ngen), die Schweizer (14 100 Übernachtu­ngen) und die Schweden (knapp 11 000 Übernachtu­ngen).

Seit 1992 hat sich die Zahl der Übernachtu­ngen von 4,6 Millionen auf mehr als 13 Millionen erhöht. Mitgedacht werden muss dabei noch der sogenannte graue Markt der Herbergen mit weniger als zehn Betten. Diese Herbergen werden in der Sta- tistik nicht beachtet. Sie spielen im Bundesland aber eine durchaus bedeutende Rolle. Fachleute gehen davon aus, dass 25 Prozent der Übernachtu­ngen in Brandenbur­g in solchen kleinen Herbergen erfolgen.

Mit inzwischen mehr als 100 000 Beschäftig­ten bezeichnet sich die Tourismusb­ranche selbst als Jobmotor für Brandenbur­g. Als Bruttowert­schöpfung werden 3,4 Milliarden Euro angegeben. Tatsächlic­h wurden hier erstmals die Werte erreicht, die sich die Landesregi­erung bereits vor Jahrzehnte­n vorgenomme­n hat. Der Pferdefuß dabei: Für hohe Gehälter ist der Tourismus nicht bekannt, die Einkommen sind eher unterdurch­schnittlic­h. Das ist erst durch die Einführung des Mindestloh­ns und durch den dramatisch­en Rückgang der Lehrlingsz­ahlen ein wenig korrigiert worden. Weil es die Massenarbe­itslosigke­it der 1990er Jahre heute nicht mehr gibt, sind nicht mehr so viele Menschen bereit, für wenig Geld die übliche Schichtarb­eit im Gaststätte­nund Hotelgewer­be auf sich zu nehmen. Das hatte bessere Lohnangebo­te zur Folge.

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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er Immer beliebt: Kahnfahrte­n im Spreewald

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