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Marode Straßen auch in Rheinland-Pfalz

2400 Kilometer nur mit Note 4,5 bis 5 bewertet

- Von Oliver von Riegen, Koblenz

Der Zustand von über einem Drittel der Kreisstraß­en in Rheinland-Pfalz ist schlecht. Rund 35,2 Prozent des Netzes von fast 7000 Kilometern – das sind 2400 Kilometer – erhielten bei der jüngsten derartigen Prüfung 2016 die Note 4,5 bis 5. Das geht aus Zahlen des Landesbetr­iebs Mobilität hervor, die in der Antwort des Landesverk­ehrsminist­eriums auf eine Große Anfrage der AfDFraktio­n aufgeführt sind. Damit war der Schwellenw­ert überschrit­ten, bei dem Handlungsb­edarf für Baumaßnahm­en oder Einschränk­ungen für den Verkehr besteht. Rund 1300 Kilometer oder fast 19 Prozent des Netzes erhielten die Note 3,5 bis unter 4,5 – das ist der Warnwert.

Im Vergleich zur vorherigen Zustandser­fassung von 2011 hat sich die Situation noch verschlech­tert: Damals hatten 31 Prozent der Kreisstraß­en die schlechtes­te Note erhalten. 2006 war der Anteil mit 40 Prozent allerdings noch höher gewesen. Das Land Rheinland-Pfalz verwaltet die Kreisstraß­en im Auftrag der Kreise. Bei der Prüfung von 2016 wurden rund 99 Prozent der Kreisstraß­en erfasst. Die nächste Erfassung ist für das Jahr 2021 geplant.

Die Landesregi­erung aus SPD, Grünen und FDP beschwicht­igt: Sie sehe keine Gefahr. »Die Kreisstraß­en in Rheinland-Pfalz befinden sich grundsätzl­ich in einem verkehrssi­cheren Zustand«, sagte eine Sprecherin. Das Ministeriu­m verwies aber darauf, dass die Zuständigk­eit für die Sanierung bei Kreisen oder kreisfreie­n Städten

Die Landesregi­erung aus SPD, Grünen und der FDP beschwicht­igt. Sie sieht keine Gefahr.

liegt. Das Land gibt Zuschüsse für den Ausbau und hat die Förderung für Kreisstraß­en erhöht: 2017 gingen rund 26 Millionen Euro an die 24 Kreise, in diesem Jahr sind es rund 34 Millionen Euro.

Die Landtagsop­position hält jedoch mehr Landesmitt­el für notwendig. »Die Investitio­nen der Landesregi­erung in die Verkehrsin­frastruktu­r bleiben weit hinter den Notwendigk­eiten zurück«, sagte die CDU-Verkehrspo­litikerin Gabriele Wieland. »Wie bei den Landesstra­ßen gibt es also auch hier einen fatalen Substanzve­rzehr, der nur durch gezielte Investitio­nen gestoppt werden kann.« Die Landesregi­erung müsse die Forderung der Kreise nach einer kontinuier­lichen Erhöhung der Mittel für Erhalt und Neubau des Kreisstraß­ennetzes aufgreifen.

Der AfD-Verkehrspo­litiker Jens Ahnemüller vermisst ein Konzept, um den Zustand der Straßen zu verbessern. »Kommunale Straßen sind eins der größten Sorgenkind­er unseres Landes, was vor allem an den schlechten Zustandsno­ten der Kreisstraß­en festgemach­t werden kann«, teilte er mit. »Das Land muss seiner Verantwort­ung gerecht werden und die Kommunen so ausstatten, dass sie ihre Verkehrsin­frastruktu­r aufrechter­halten können.«

Der Landesrech­nungshof hatte im Jahr 2015 kritisiert, dass rund ein Drittel des Netzes der Landesstra­ßen von insgesamt fast 2500 Kilometern in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand sei. Die Prüfer hielten Investitio­nen von fast einer Milliarde Euro für notwendig. Das Land hatte die Mittel für Straßen in den vergangene­n Jahren immerhin etwas gesteigert.

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