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Verloren und gefunden im Internet

Wenn Schlüssel, Brillen oder Monatskart­en plötzlich weg sind – ein Bericht aus Thüringen

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Im thüringisc­hen Jena sowie in Weimar gibt es Internetpl­attforen, über die nach verlorenen Gegenständ­en gesucht werden kann. Doch diese Foren sind privat organisier­t und nicht mit dem Fundbüro vernetzt.

Erfurt. Auch im digitalen Zeitalter werden Schlüssel, Brillen und Monatskart­en verloren. Oft landen die Dinge im Fundbüro. Doch kann man auch soziale Netzwerke im Internet zur Suche nutzen?

In Thüringen jedenfalls zögern die Fundbüros der Kommunen noch, soziale Netzwerke für die Suche nach den Eigentümer­n verlorener Gegenständ­e zu nutzen. In Weimar und Jena seien die Fundbüros bereits auf anderen Wegen digital erreichbar, sagten Sprecher der Stadtverwa­ltungen der dpa.

»Der zeitlich und damit auch personelle Aufwand, den die Pflege eines entspreche­nden Social-MediaAuftr­itts bedeuten würde, ist vor diesem Hintergrun­d nicht gerechtfer­tigt«, erklärte Jenas Sprecherin Roswitha Putz. Auch die Sprecherin der Stadtverwa­ltung Erfurt, Heike Dobenecker, sieht einen hohen Betreuungs­aufwand für derartige Auftritte. Die Verwaltung prüfe derzeit, wie sich soziale Netzwerke für die Stadt noch besser nutzen ließen.

Die private Facebook-Gruppe mit dem Namen »Verloren und Gefunden in Jena« wurde nach eigenen Angaben vor etwa fünf Jahren gegründet. Inzwischen sind dort mehr als 3000 Menschen lose zusammenge­schlossen, die Bilder und kurze Beschreibu­ngen von Gegenständ­en posten, die im Raum Jena verloren und gefunden worden sind. Die Nutzer dort tauschen sich über Schlüssel und Katzen ebenso aus wie über verlorenes Spielzeug oder abhanden gekommene Monatskart­en für den öffentlich­en Nahverkehr. Auch Informatio­nen über Brillen, Uhren oder Handys werden dort geteilt.

Eine ähnliche Gruppe existiert für den Raum Weimar: »Weimar Lost & Found«. Diese hat etwa 1500 Mitglieder und wurde vor rund vier Jahren gegründet. Das städtische Fund- büro von Weimar ist über die Seite e-fund.eu erreichbar, wie der Sprecher der Stadtverwa­ltung, Ralf Finke, erklärte. »Hierbei haben alle Bürger die Möglichkei­t, online Einsicht zu nehmen, welche Fundsachen im Fundbüro der Stadt Weimar abgegeben worden sind.« Zudem könnten die Menschen auch im digitalen Zeitalter noch immer beim Fundbüro anrufen oder dort persönlich vorbeigehe­n, um sich zu erkundigen, ob ein von ihnen gesuchter Gegenstand abgegeben wurde.

Über die Plattform »e-fund.eu« sind auch weitere Online-Auftritte von Fundbüros in ganz Deutschlan­d zu erreichen oder zumindest deren Anschrifte­n sind dort zu finden.

Das kommunale Fundbüro Jenas ist dagegen – wie das städtische Fundbüro Erfurt – über die Webseite der Stadt erreichbar. Auch dort lässt sich in den Beständen online recherchie­ren; in Jena zum Beispiel über die Eingabe eines Stichworts oder einer Kategorie. Trotzdem sei es auch in der der ostthüring­ischen Universitä­tsstadt weiterhin möglich, Kontakt zum Fundbüro per Telefon oder durch einen Besuch vor Ort aufzunehme­n, sagte Stadtsprec­herin Putz. Nach Angaben ihres Erfurter Kollegen Dobenecker erspart die Online-Darstellun­g von Fundsachen inzwischen wertvollen Platz im Amtsblatt der Stadt.

Als Konkurrenz zu den eigenen Online-Auftritten der Fundbüros betrachtet man Such-und-Find-Gruppen bei Facebook weder in Jena noch in Weimar. »Eher sehen wir dies als Ergänzung für die Zukunft des städtische­n Angebots an«, sagte Weimars Stadtsprec­her Finke.

Seine Jenaer Kollegin verwies allerdings darauf, dass es mit solchen privat betriebene­n Gruppen in der Vergangenh­eit auch schon Probleme gegeben habe. Ab und an dächten Nutzer, dass – wenn sie sich an eine Gruppe wenden – auch das städtische Fundbüro diese Nachrichte­n beziehungs­weise Info automatisc­h bekommen würde, sagte Putz. Da die Gruppen aber nicht von der Stadt betrieben würden, sei dem nicht so.

Zudem könnten in solchen Gruppen nur die Menschen nach verlorenen Dingen suchen, die bei dem entspreche­nden sozialen Netzwerk angemeldet seien. »Wir rufen deshalb dazu auf, die Sachen, deren Besitzer nicht via Facebook gefunden werden konnten, beim städtische­n Fundbüro abzugeben – spätestens nach einer Woche«, sagte Putz.

Die Online-Darstellun­g von Fundsachen spart wertvollen Platz im Amtsblatt der Stadt Jena.

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Foto: dpa/Carmen Jaspersen Eine junge Frau liest auf der Facebook-Seite der Polizei, dass eine Stoffschil­dkröte gefunden wurde. Allerdings stammt das Bild nicht aus Thüringen, sondern aus Bremen.

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