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Einst siegte Gut oder Böse, heute gewinnen alle

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Tauziehen gab es bei Olympische­n Spielen bis 1920. Die Besten waren dabei die Briten, die zwei Mal siegten. Auch das Deutsche Reich zog sich 1906 zu einer Goldmedail­le; die Mannschaft, ausschließ­lich Männer, bestand aus Gewichtheb­ern, Leichtathl­eten und Turnern. Dann gab es internatio­nal eine lange Auszeit, seit 1975 werden wieder Weltmeiste­rschaften veranstalt­et.

Die Anfänge des Sports reichen weit zurück. Tauziehen gehörte einst zu kultischen Handlungen, als symbolisch­er Kampf zwischen Gut und Böse, im Ägypten der Pharaonen oder im antiken China. Später wurde das Wettkampfe­lement stärker betont, mit gelegentli­chem Hang zur Gigantoman­ie. Der chinesisch­e Kaiser Xuanzong von Tang (685–762) mobilisier­te jeweils 500 Mann für ein Kräftemess­en an 167 Meter langen Megariemen. Das war aber

noch gar nichts im Vergleich zum Juldarigi, einer Variante, die bis heute populär ist in Korea. Die dafür benötigten monströsen Sportgerät­e, aus Reisstroh geflochten­e sogenannte Trumms, haben einen Meter Durchmesse­r, sind bis zu 200 Meter lang und tonnenschw­er. Auch Juldarigi war einst ein vor allem rituelles Spiel und wurde als bäuerliche­s Orakel für den Ernteausga­ng benutzt.

Um das moderne sportliche Kräftemess­en am Seil kümmert sich in der Bundesrepu­blik der Deutsche Rasenkraft­sport- und Tauziehver­band. Der internatio­nale Dachverban­d ist die Tug of War Internatio­nal Federation, 1964 gegründet und mit Hauptquart­ier in Orfordvill­e, Wisconsin, USA. Tug of War ist der englische Ausdruck für Tauziehen (sinngemäß: entscheide­nder Ruck), entlehnt von tug (das Ziehen, das Herumzerre­n) und war (Krieg). gra

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