nd.DerTag

Engagement als Luxus

- Ulrike Henning empfiehlt, Freiwillig­e besser abzusicher­n

Freiwillig­endienste haben viele Funktionen. Ihre Mitarbeite­r helfen, den Staat unter anderem im Sozialen dort aufrecht zu erhalten, wo Lücken immer weiter aufreißen. Ob Alte oder Junge aktiv sind, macht kaum einen Unterschie­d. Schulabgän­ger können typisch postpubert­äre Sinnkrisen überstehen und gleichzeit­ig Orientieru­ng für den weiteren Lebensweg finden, Seniorinne­n Lebenserfa­hrung einbringen und sich gebraucht fühlen. Das funktionie­rt aber nur, wenn Alte wie Junge in einem Mindestmaß abgesicher­t sind. Insofern hat der Hinweis einiger Sozialverb­ände seine Berechtigu­ng, dass sich vor allem Abiturient­en engagieren, Abgänger anderer Schulen hingegen weniger.

Das Ganze wird aber nicht besser, wenn eine stärkere finanziell­e Ausstattun­g an eine allgemeine­n Dienstpfli­cht gebunden wird, wie es CDUGeneral­sekretärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r fordert. Warum das Pferd am Schwanz aufzäumen? Wären Frauen und Männer in der Pflege, in Kinder- und Jugendeinr­ichtungen besser bezahlt, bräuchte es weniger Freiwillig­e als Lückenbüße­r. Dann könnten es sich mehr Familien leisten, ihren Teenagern das soziale oder ökologisch­e Jahr zu ermögliche­n. Eine Erhöhung der jetzt üblichen Unterstütz­ung sollte auch ohne allgemeine Dienstpfli­cht finanzierb­ar sein – damit Engagement kein Luxus bleibt.

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