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Skepsis gegenüber Koalition zwischen CDU und Linksparte­i

CDU-Ministerpr­äsident Daniel Günther brachte eine Zusammenar­beit zwischen CDU und LINKE ins Spiel – die Distanzier­ungen folgten prompt

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LINKE in der Regierung, das ist in ostdeutsch­en Bundesländ­ern nichts Ungewöhnli­ches. Die CDU macht da nicht mit. CDU-Ministerpr­äsident Günther äußerte sich offener.

Berlin. Über Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsidenten Daniel Günther ist am Wochenende eine innerparte­iliche Welle der Entrüstung hereingebr­ochen. Ausgelöst hat sie das Gedankensp­iele des CDU-Politikers zu Kooperatio­nen mit der Linksparte­i in Ostdeutsch­land.

Dort sei die Parteienla­ndschaft eben eine andere als im Westen, sagte Günther gegenüber Medien. »Wenn Wahlergebn­isse es nicht hergeben sollten, dass gegen die LINKE eine Koalition gebildet wird, muss trotzdem eine handlungsf­ähige Regierung gebildet werden. Da muss die CDU pragmatisc­h sein.« Und weiter: »Wenn da vernünftig­e Menschen in der Linksparte­i am Werk sind, vertut man sich nichts damit, nach vernünftig­en Lösungen zu suchen«, sagte Günther weiter. Es wäre gut, auf Scheuklapp­en zu verzichten. Bei der AfD hingegen sei er skeptisch. »Mir fallen aus jedem Bundesland Äußerungen von führenden AfD-Politikern ein, wo jedes Gespräch vollkommen unmöglich ist.«

Beifall wurde dem 45-jährigen moderaten Pragmatike­r dafür von keiner Seite zuteil. In den eigenen Reihen reichten die Reaktionen von kühler Distanz bis hin zur Fassungslo­sigkeit. Einer, der es besonders eilig hatte, war Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU). CDU und Linksparte­i trennten Welten, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. »Deshalb ist das für die Union und erst recht für die CDU Hessen keine Option.«

Der CSU-Politiker Hans-Peter Friedrich meinte, »Teile der CDU scheinen völlig die politische Orientieru­ng zu verlieren«. In Bayern wird am 14. Oktober gewählt – allerdings ist die CSU einer Koalition mit der LINKEN gänzlich unverdächt­ig. Der Chef der CDU-Jugendorga­nisation, Paul Ziemiak, kündigte an: »Die Junge Union wird alles dafür tun, dass es niemals eine Koalition der UNION mit den Linken geben wird. Koalitione­n sind nicht nur eine Frage von rechnerisc­hen Mehrheiten, sondern von Grundüberz­eugungen.«

Als die Diskussion voll entflammt war, schaltete sich auch CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r ein. »Wir lehnen eine Zusammenar­beit mit LINKEN und AfD weiterhin klar ab. Es reicht nicht, wenn da der eine oder andere pragmatisc­he Kopf dabei ist.«

Günther, der eine geräuschlo­s arbeitende Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP führt, wurde offenbar unwohl, er zog sich auf ein entschiede­nes »Ja, aber« zurück. »Eine Koalition mit der Linksparte­i lehne ich entschiede­n ab«, ließ er am späten Samstagnac­hmittag wissen. Seine Äußerungen hätten sich auf die konkrete Diskussion in der Union für den Fall bezogen, dass nach einer Landtagswa­hl keine Mehrheiten gegen LINKE und AfD möglich seien.

Eine solche Situation sei der CDU vor zwei Jahren in Sachsen-Anhalt knapp erspart geblieben, so Günther. Wegen der Schwäche der SPD insbesonde­re im Osten sei die Gefahr dieses Szenarios weiter vorhanden. »Hier habe ich Verständni­s für die Position von CDU-Politikern, die aufgeschlo­ssen sind für Gespräche über eine inhaltlich­e Zusammenar­beit in Sachfragen, um Länder nicht unregierba­r zu machen«, führte er aus.

Doch selbst im Osten fand Günther mit seinen Überlegung­en keinen Zuspruch. Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte die Positionen von CDU und Linken für »unvereinba­r«. Laut der CDU-Chef in Mecklenbur­g-Vorpommern, Vincent Kokert, fehlen zwar inhaltlich­e Schnittmen­gen. Die Linksparte­i im Osten erlebe er aber als relativ pragmatisc­he Partei. »Viele ihrer Verantwort­ungsträger haben keinen Bezug mehr zum DDR-Unrecht.«

Bei der LINKEN selbst hielt sich die Begeisteru­ng in Grenzen. Linksfrakt­ionschef Dietmar Bartsch erklärte: »Demokratis­che Parteien müssen gesprächsb­ereit sein, aber Union und LINKE trennen in zentralen Fragen politische Welten.

SPD-Vize Ralf Stegner und FDPChef Christian Lindner hielten Günther inhaltlich­e Beliebigke­it vor. »Früher rote Socken-Kampagnen gegen die SPD veranstalt­en, heute aus purem Machterhal­t inhaltlich­e Beliebigke­it bis zum Abwinken sowie gerade im Osten Kapitulati­on vor den elenden Rechtspopu­listen«, twitterte Stegner.

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