nd.DerTag

Rücktritt oder sogar Neuwahl

- Von Andreas Fritsche

Gesundheit­sministeri­n Diana Golze (LINKE) könnte über einen Pharmaskan­dal stolpern. Ein Bruch der rot-roten Koalition droht indes eher wegen des Streits um die Polizeiref­orm. Ob sie Ende August noch Gesundheit­sministeri­n sein werde, wurde Diana Golze (LINKE) gefragt. In einem am Wochenende in der »BILD«-Zeitung erschienen­en Interview hat sie geantworte­t, diese Frage könne sie heute nicht beantworte­n. Sie fügte noch hinzu: »Ich werde meine Verantwort­ung wahrnehmen.« Die Frage ist dabei aber: Wie lange noch? Bis Ende der Woche, bis Ende August oder bis Ende 2019? Von außen vermag das niemand vorherzusa­gen. Solche Dinge entwickeln gewöhnlich eine Eigendynam­ik.

Die Firma Lunapharm aus Blankenfel­de-Mahlow soll in Griechenla­nd gestohlene und vielleicht unwirksame Krebsmedik­amente sowie weitere eventuell wirkungslo­se Präparate an deutsche Apotheken geliefert haben. Golzes Ressort soll Hinweisen auf die kriminelle­n Machenscha­ften nicht nachgegang­en sein. Golze, die von den Vorwürfen gegen Lunapharm nicht in Kenntnis gesetzt wurde, lässt den Skandal durch eine unabhängig­e Expertenko­mmission aufklären. Ende August soll ein Bericht vorliegen.

Offen ist im Moment, ob Golze danach noch zu halten ist. In der SPD gibt es die Erwartung, dass die LINKE die Ministerin austauscht. Andernfall­s könnte Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) sie auch entlassen. Er hat eine Kabi- nettsumbil­dung nicht ausgeschlo­ssen. In Rede steht dabei auch eine Variante, bei der die SPD das Ressort übernimmt und die LINKE ein anderes dafür bekommt. Auch Namen sind schon genannt worden. So könnte Finanzstaa­tssekretär­in Daniela Trochowski (LINKE) Ministerin werden, Vizefrakti­onschefin Kathrin Dannenberg bei der Landtagswa­hl 2019 anstelle von Golze als Spitzenkan­didatin antreten. Einen ausgearbei­teten Plan B für den Fall, dass Golze gekippt wird, scheint es aber nicht zu geben.

Öffentlich hält die Partei noch an Golze fest. Doch intern sind von verschiede­ner Seite Zweifel zu hören, wie lange diese Position unter Umständen durchzuhal­ten ist. Dabei hänge einiges vom Verlauf einer Sondersitz­ung des Gesundheit­sausschuss­es am Donnerstag ab. Die Ansicht, dass Minister prinzipiel­l für alle Missstände in ihrem Hause verantwort­lich seien, auch wenn sie ahnungslos sind, findet nur wenige Anhänger. Bemängelt wird jedoch öfter der Umgang mit dem Skandal, der als ungeschick­t eingeschät­zt wird.

Selbst ein Bruch der rot-roten Koalition und anschließe­nde vorgezogen­e Neuwahlen werden nicht mehr ausgeschlo­ssen – allerdings nicht wegen der Personalie Golze, sondern weil man sich mit der SPD vielleicht nicht über die von Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) gewünschte Polizeiref­orm einigen kann. Die LINKE lehnt die von Schröter vorgeschla­genen massiven Eingriffe in die Grundrecht­e der Bürger in der vorliegend­en Form ab.

 ?? Foto: dpa/Britta Pedersen ?? Diana Golze
Foto: dpa/Britta Pedersen Diana Golze

Newspapers in German

Newspapers from Germany