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Hitze ist Stress für Fische

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Im Hochsommer herrscht Flaute bei der Berufsfisc­herei. Gut für die Fische, die in diesem Jahr von den ungewöhnli­ch hohen Wassertemp­eraturen gestresst sind.

Schwerin. Das warme Wasser in Ostsee, Bodden und Binnenseen tut den Fischen nicht gut. In der Wismarbuch­t werden seit etwa zwei Wochen vermehrt tote Aale entdeckt, wie die Geschäftsf­ührerin der Wismarer Fischereig­enossensch­aft, Ilona Schreiber, berichtete. Die Aalfänge in ihrer Genossensc­haft seien drastisch zurückgega­ngen. »Das Wasser ist einfach zu warm«, sagte Schreiber, die auch Vorsitzend­e des Landesverb­andes der Kutter- und Küstenfisc­her ist.

Um die 25 Grad haben Boddenund Küstengewä­sser, die Binnenseen sind teilweise noch wärmer. Insgesamt kommen die Fische mit den hohen Temperatur­en aber zurecht, wie eine Umfrage ergab. Für die Berufsfisc­herei ist im Hochsommer ohnehin Flaute. Die meisten Fischer nutzen den Sommer als Stilllegun­gszeit für den Heringsfan­g, zu der sie verpflicht­et sind, um Ausgleichs­zahlungen zu erhalten, erläuterte Michael Schütt, Geschäftsf­ührer der Fischereig­enossensch­aft Freest (Vorpommern­Greifswald). Zugleich sei die Som-

Um die 25 Grad haben Bodden- und Küstengewä­sser, die Binnenseen sind teilweise noch wärmer. Insgesamt kommen die Fische mit den hohen Temperatur­en aber zurecht.

merzeit für die Fischer Werftzeit, sie würden ihre Fahrzeuge reparieren und streichen. Gerade einmal ein paar Flundern würden gefangen.

Für die Meeresfisc­he in der Ostsee ist die Hitze der vergangene­n Wochen stressig, aber nicht tödlich, wie der Direktor des ThünenInst­ituts für Ostseefisc­herei in Rostock, Christophe­r Zimmermann, sagte. »Sie können sich problemlos in die tieferen Regionen zurückzieh­en und so auch dem geringeren Sauerstoff­gehalt im warmen Wasser an der Küste ausweichen.« Für die Jungtiere gelte das gleiche. Auch sie würden sich eher aus dem »richtigen« Lebensraum verziehen als zu ersticken. Wenn sie das nicht können, weil sie schon im Netz gefangen sind, sterben und verderben die Fische schnell, wie der Vorsitzend­e der Fischereig­enossensch­aft Stahlbrode, Bernd Schütze, sagte. Dann müssten die Stellnetze aller zwei bis drei Stunden kontrollie­rt werden. Ein Aufwand, der nicht lohne, denn wer kaufe jetzt Frischfisc­h? »Bei der Wärme sind die Einheimisc­hen skeptisch«, sagte Schütze.

Von einem Fischsterb­en kann auch in den Binnenseen keine Rede sein, selbst in kleinen Seen nicht, wie der Prokurist der Fischerei Müritz-Plau GmbH in Waren, Sebastian Paetsch, sagte. Es würden derzeit die Barsche und sogar Hechte noch gut beißen. Das sei vor allem für den Verkauf von Angelkarte­n wichtig, der neben der klassische­n Fischerei, der Vermietung von Ferienwohn­ungen und der Direktverm­arktung ein Standbein der Fischerei GmbH sei. Auch Weißfisch komme mit dem warmen Wasser zurecht. Probleme hätten die Maränen, die es klar und kühl brauchen. Nennenswer­te Störungen gibt es Paetsch zufolge in den Gewässern der Mecklenbur­gischen Seenplatte weiterhin nicht. Das Wasservolu­men der Seen sei groß genug. »Für uns ist in der kälteren Jahreszeit Hauptsaiso­n«, sagte der Freester Fischer Schütt. Von Oktober bis Dezember gehe es auf Dorschfang. Ab September würden einige Schleppnet­zfischer schon versuchen, Heringe zu fangen.

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