nd.DerTag

Keine Optionen verbauen

Robert D. Meyer plädiert dafür, eine Zusammenar­beit zwischen CDU und LINKEN im Osten nicht per se auszuschli­eßen

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Werfen wir einen Blick voraus in das Jahr 2019. Es ist der Wahlabend in Thüringen, die ersten Hochrechnu­ngen ergeben: Es reicht weder für die Fortsetzun­g von RotRot-Grün noch – durch die Schwäche der SPD begründet – für eine schwarz-rote Koalition oder ein konservati­ves Dreierbünd­nis mit den Grünen oder der FDP.

Politisch für jede Koalitions­findung ein Horrorszen­ario: Durch die Etablierun­g der AfD sind es nun sechs Parteien, die bei Landtagswa­hlen gute Chancen auf einen Parlaments­einzug haben. Die Vielfalt verringert auch die Chancen für Zweierbünd­nisse. Rot-Grün ist im Osten nicht mehr als ein naiver Wunschtrau­m einiger Sozialdemo­kraten, auch Schwarz-Gelb oder SchwarzGrü­n scheitern an der schwachen Verankerun­g von Grünen und FDP in den neuen Ländern. Selbst Dreierkoal­itionen fehlt es laut Umfragen zu den Wahlen 2019 in Sachsen, Thüringen und Brandenbur­g meist an einer Mehrheit. Dass der Vorschlag von Daniel Günther, an- gesichts dieser Sachlage das Verhältnis von CDU und LINKEN zu überdenken, auf wenig Gegenliebe trifft, verwundert nicht. Aus der Union wird wie zu Hochzeiten früherer Rote-Socken-Kampagnen vor den »Extremiste­n« gewarnt, in der LINKEN wird zurecht auf die reaktionär­e Gesetzgebu­ng der Konservati­ven verwiesen.

Unmittelba­r vor Wahlkämpfe­n wollen weder CDU noch LINKE die Debatte aus Angst um Wählerstim­men führen. Alle Beteiligte­n schweigen sich darüber aus, was passiert, wenn die Situation eintritt, dass es nicht mehr ohne einander geht, sofern man auf keinen Fall die AfD zum Zuge kommen lassen will. Nicht vermittelb­ar wäre es aber, die Frage jetzt nicht zu diskutiere­n und sich dann am Wahlabend über die realpoliti­sche Herausford­erung zu wundern. Es muss nicht gleich eine Ehe sein, auch die Tolerierun­g einer Minderheit­sregierung ist denkbar. Aber darüber müssten die Beteiligte­n reden und nicht alten Logiken folgend reflexarti­g alles per se ausschließ­en.

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