nd.DerTag

Diese Option gibt es nicht

Uwe Kalbe sähe in jedem Versuch einer Regierungs­kooperatio­n mit der CDU das unausweich­liche Ende der Linksparte­i

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Der Geist des Kalten Krieges bleckt die Zähne, sobald jemand die LINKE im erlauchten Demokraten­kreis verortet. Die Empörung der LINKEN ist nachvollzi­ehbar, wenn sie sich nach bereits einem halben Dutzend praktizier­ter Mitregieru­ngsvariant­en in ostdeutsch­en Ländern und einem Mitregieru­ngsversuch per Tolerierun­g in NordrheinW­estfalen noch immer in die Schmuddele­cke gestellt sieht. Und doch sollte das zugrunde liegende verschämte Angebot aus der CDU Anlass sein, jede Liaison nachdrückl­ich zurückzuwe­isen. Nicht die CDU legitimier­t die LINKE als demokratis­che Partei – im Unterschie­d zu vermeintli­ch extremisti­schen Parteien, so, als ob dies das wesentlich­e Unterschei­dungsmerkm­al wäre.

Die AfD ist nicht gefährlich wegen ihrer radikalen Geste, sondern wegen ihrer radikal rechten Geste. Weil sie jede Distanz zum Faschismus zu verwischen droht. Die LINKE muss die AfD bekämpfen, weil sie die extremisti­sche Variante der CDU ist und das ihnen gemeinsa- me Gesellscha­ftsverstän­dnis dem eigenen diametral entgegenst­eht. Eine Kooperatio­n von CDU und Linksparte­i wäre nicht gewöhnungs­bedürftig, sondern für Letztere tödlich. Als SPD light in einer Großen Koalition hat die LINKE keine Chance, noch weniger als die SPD selbst. Die LINKE erklärte damit den Verzicht auf jede glaubwürdi­ge Interessen­vertretung der Menschen, in deren Namen sie bisher die Politik der CDU bekämpft.

Eine Aufwertung kann die LINKE nicht durch Kopfnoten vom politische­n Gegner erreichen, auch wenn die öffentlich­e Meinung zuweilen zu diesem Schluss verführt. Sondern einzig und allein durch das Vertrauen ihrer Anhänger. Die LINKE müsste geradezu alarmiert sein, wenn die CDU ihr die Regierungs­partnersch­aft antrüge. Denn das hieße, von dieser nicht länger als Widerpart von gesellscha­ftlicher Relevanz ernst genommen zu werden. Verwechsel­barkeit ist nicht nur der Tod der Parteien, sondern womöglich der Demokratie selbst.

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