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Toll Collect: Grüne fordern Sondersitz­ung

Fraktionsv­ize greift CSU-Verkehrsmi­nister an

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Berlin. Nach strittigen Abrechnung­en des Lkw-Mautbetrei­bers Toll Collect will die Grünen-Bundestags­fraktion für Anfang September eine Sondersitz­ung des Verkehrsau­sschusses beantragen. Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer sagte, Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) werde einige Fragen beantworte­n müssen, warum die Bundesregi­erung nichts gegen »Maut-Betrügerei­en« von Toll Collect unternomme­n habe. »Wie schon beim Abgasskand­al erleben wir, dass ein CSUVerkehr­sminister nicht bereit ist, Unternehme­n für ihr Fehlverhal­ten zur Rechenscha­ft zu ziehen.«

Toll Collect hatte dem Staat laut Medienberi­chten strittige Ausgaben für Marketing in Rechnung gestellt – der Bund hat sie nach eigenen Angaben aber nicht bezahlt. Wie die Wochenzeit­ung »Die Zeit«, das Portal »Zeit Online« und das ARD-Magazin »Panorama« berichtet hatten, handelte es sich etwa um Sponsoring für eine Oldtimer-Rallye, einen Aufenthalt der Toll-Collect-Chefs in einem Hotel sowie die Unterstütz­ung eines Kinderheim­s. Dies sei jeweils als »Marketingk­osten« für die Maut abgerechne­t worden, was aber der vertraglic­hen Regelung mit dem Bund widersprec­he.

Das Verkehrsmi­nisterium hatte am Donnerstag mitgeteilt, das Prüfungssy­stem des Bundes habe zu 100 Prozent funktionie­rt. »Strittige Ausgaben im Marketingb­ereich, die Toll Collect zur Abrechnung vorgelegt hat, wurden vom dafür zuständige­n Bundesamt für Güterverke­hr geprüft, abgelehnt und nicht bezahlt.« Das Ministeriu­m wies außerdem Vorwürfe strikt zurück, man habe staatsanwa­ltschaftli­che Ermittlung­en beeinfluss­en wollen. Der GrünenVerk­ehrspoliti­ker Stephan Kühn kritisiert­e: »Jahrelang hat sich das Verkehrsmi­nisterium durch seine gutgläubig­e Privatisie­rungspolit­ik bei der Lkw-Maut von Toll Collect über den Tisch ziehen lassen.« Die Bundesregi­erung müsse gegenüber dem Parlament umfassend aufklären, wie sie mit den falschen Abrechnung­en von Toll Collect umgegangen sei.

Das Gemeinscha­ftsunterne­hmen von Daimler, Telekom und des französisc­hen Autobahnbe­treibers Cofiroute betreibt das seit 2005 laufende Lkw-Mautsystem.

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