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Alltag kehrt in Südwesten Syriens zurück

UN-Blauhelmmi­ssion (UNDOF) bezieht wieder ihre Stellungen auf den Golanhöhen, die sie 2014 verlassen hatte

- Von Karin Leukefeld

Vor wenigen Tagen erklärte Israels Verteidigu­ngsministe­r, die Lage in Syrien entspräche aus Sicht Israels wieder der Lage vor dem Bürgerkrie­g. Man werde sich nicht in Syriens Angelegenh­eiten einmischen. Nach sieben Jahren Krieg kehrt im Südwesten Syriens langsam der Alltag zurück. Die UN-Blauhelmmi­ssion (UNDOF) hat mit der Rückkehr in ihre Stellungen auf den syrischen Golanhöhen begonnen. »Das endgültige Ziel ist eine vollständi­ge Rückkehr für UNDOF, sofern die Bedingunge­n es erlauben«, sagte UNO-Sprecher Farhan Haq. Auch der Grenzüberg­ang bei Qunaitra solle möglichst bald wieder geöffnet werden.

Im Vorfeld der Rückführun­g der UN-Blauhelme habe UNDOF sowohl mit Israel als auch mit Syrien Gespräche geführt, so Haq. Man sei in regelmäßig­em Kontakt mit beiden Seiten sowie mit den »relevanten Unterhändl­ern der Deeskalati­onszone im Südwesten Syriens«.

Die Deeskalati­onszone im Südwesten umfasst Teile der syrischen Provinzen Sweida, Deraa und Qunaitra. Als Garantiemä­chte der Deeskalati­onszone fungieren Russland, die USA und Jordanien. Die Stationier­ung von russischer Militärpol­izei auf der syrischen Seite der Pufferzone sei bekannt, sagte Haq. Sie sei aber »nicht Teil der UNDOF-Mission«.

Die UN-Mission zur Beobachtun­g der Truppenent­flechtung (UNDOF) sichert seit 1974 den Waffenstil­lstand zwischen Syrien und Israel auf dem Golan. Die entmilitar­isierte Pufferzone erstreckt sich entlang der »Violetten Linie«, der Waffenstil­lstandslin­ie zwischen Israel und Syrien aus dem Jahr 1967. Die israelisch­e Besatzung, Besiedlung und Annexion der syrischen Golanhöhen verstoßen gegen das Völkerrech­t und sind internatio­nal nicht anerkannt.

Die UN-Pufferzone reicht von der syrisch-jordanisch­en Grenze am Jarmuk-Tal im Süden bis zur syrisch-libanesisc­hen Grenze am Berg Hermon im Norden. Im Westen zu Israel ist die Pufferzone durch die »Alpha-Linie«, im Osten nach Syrien durch die »Bravo-Linie« begrenzt. Beide Linien dürfen von den Truppen der jeweiligen Länder nicht überschrit­ten werden. Die Pufferzone umfasst ein Gebiet von 235 km², ist etwa 80 km lang und zwischen 500 m und 10 km breit.

Innerhalb dieser Pufferzone waren die UN-Blauhelme seit 2011 von bewaffnete­n Gruppen bedroht, erpresst, entführt und so sehr unter Druck gesetzt worden, dass die UNO ihre Truppen 2014 komplett zurückzog. Bewohner der syrischen Seite berichtete­n von Kämpfern, die die syrischen Armeestell­ungen jenseits der »BravoLinie« unter Beschuss nahmen und die Dorfbewohn­er, die sich ihnen nicht anschließe­n wollten, töteten oder vertrieben.

Wenn die syrische Armee gegen die Kampfgrupp­en vorging, landeten ab und zu Splitter von Granaten und Raketen auf dem von Israel besetzten Golan. Israel schoss stets zurück, obwohl die Armee einräumte, man wisse, dass Syrien Israel nicht angreifen wolle und es sich um ein Versehen gehandelt habe. Zwei syrische Kampfjets wurden von Israel abgeschoss­en, weil sie sich kurzzeitig über den von Israel besetzten Golanhöhen befunden hatten.

Bereits im März 2018 hatte Israel der Rückkehr der UN-Mission auf die Golanhöhen zugestimmt. Am 3. August 2018 wurde bekannt, dass die Israelisch­e Armee (IDF) auf den besetzten Golanhöhen das Feldlazare­tt Mazor Ladach abgebaut habe. Die IDF-Klinik war im Rahmen des Projekts »Gute Nachbarsch­aft« (mit syrischen Opposition­ellen) entstanden. 6800 Kämpfer und Zivilisten aus Syrien sollen dort versorgt worden sein.

Am vergangene­n Donnerstag sagte Verteidigu­ngsministe­r Avigdor Lieberman bei einem Besuch der israelisch­en Luftwaffe, dass die Lage in Syrien aus Sicht Israels »wieder der Lage vor dem Bürgerkrie­g« entspräche. »Es gibt klare Ansprechpa­rtner, Verantwort­ung und eine zentrale Regierung«, so Lieberman. Israel werde sich nicht in Syriens interne Angelegenh­eiten einmischen, vorausgese­tzt »drei wichtige Punkte« würden erfüllt. Erstens müsse Syrien die Waf- fenstillst­andslinie von 1974 strikt einhalten, zweitens dürfe Iran Syrien nicht als Frontlinie gegen Israel nutzen und drittens dürfe Syrien nicht als Transitstr­ecke für Waffenlief­erungen an die Hisbollah benutzt werden.

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