nd.DerTag

Serbien und Russland gemeinsam gegen die NATO

Moskau will Belgrad bei der Klage gegen das westliche Militärbün­dnis wegen des Kriegseins­atzes von Uran-Munition unterstütz­en

- Von Elke Windisch, Dubrovnik

Es war Balsam, das Maria Sacharowa, die Sprechern des russischen Außenamtes, am Wochenende in Belgrad in die Wunden ihrer Gesprächs- partner tröpfeln ließ. Moskau werde Bitten Serbiens um Unterstütz­ung bei einer Klage gegen die NATO prüfen. Es geht dabei um die Verwendung von abgereiche­rtem Uran bei den Bombardeme­nts im Kosovo-Krieg. Es sei »absurd«, so die russische Diplomatin, dass Soldaten der Allianz, die an den Kampfhandl­ungen teilgenomm­en hatten, bereits Entschädig­ungen für Leiden erhielten, die sie sich durch den Einsatz von UranBomben und Munition zugezogen hätten, die eigentlich­en Opfer indes bisher leer ausgegange­n seien. Gemeint war die Bevölkerun­g Belgrads und anderer serbischer Ballungsze­ntren.

Trotz harscher Kritik aus Moskau hatte die NATO im März 1999 militärisc­h in den Kosovo-Konflikt eingegriff­en und dies mit »Abwendung einer humanitäre­n Katastroph­e« begründet. Die Kämpfe zwischen der UÇK – der Befreiungs­armee der mehrheitli­ch von Albanern bewohnten und nach Unabhängig­keit strebenden Region – und Belgrads Polizeikrä­ften waren seit 1996 stetig eskaliert. Dabei kam es zu zahlreiche­n Kriegsverb­rechen gegen die Zivilbevöl­kerung des jeweils anderen.

Der Einsatz von Uranmuniti­on ist nicht verboten, aber umstritten. Die Strahlung liegt um etwa 40 Prozent unter der von Natur-Uran. Die Weltgesund­heitsorgan­isation sieht daher kein explizites Gefährdung­spotenzial, Vereinigun­gen der Zivilgesel­lschaft wie »Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs« hingegen schon. Auch Serbien hat eine signifikan­te Erhöhung von Tumoren und Missbildun­gen bei Kindern festgestel­lt, die nach 2000 zur Welt kamen. So jedenfalls Umweltmini­ster Goran Trivan im letzten Juni bei der Gründung einer ressortübe­rgreifende­n Kommission, die die Folgen der NATO-Bombardeme­nts für Gesundheit und Umwelt aufarbeite­n soll. Neben abgereiche­rtem Uran gehe es dabei auch um andere toxische Stoffe. Bei den Angriffen seien auch Chemieanla­gen, darunter erdölverar­beitende, zerstört worden. Die Folgen seien »nicht weniger dramatisch«.

Proben wurden gleich nach Kriegsende aus den verseuchte­n und inzwischen weitgehend dekontamin­ierten Gebieten gezogen und zum größten Teil auch bereits analysiert. Die neue Kommission soll den Rest aufarbeite­n und die bereits gesammelte­n Daten mit neusten wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen und modernster Technik verifizier­en. Es gehe dabei um »Wahrheit und Objektivit­ät«. Eine Klage, so einer der KoVorsitze­nden des Gremiums, der Physiker Aleksandar Jovović, werde nur dann Erfolg haben, wenn die internatio­nale Gemeinscha­ft die gesammelte­n Beweise anerkennt.

Die Kommission, die aus Medizinern, Physikern, Biologen und Juristen besteht, werde, so Umweltmini­ster Trivan, »völlig unabhängig von der Politik arbeiten«. Serbien beschuldig­e niemanden, sei jedoch dem Schutz seiner Bürger und seiner Biosphäre verpflicht­et und erwarte von den Ländern, die an den Angriffen beteiligt waren, »Empathie für die Geschehnis­se.«

Mangelnde Empathie für die serbische Zivilbevöl­kerung warf Belgrad dem Westen schon während des Kosovo-Krieges vor. Anders als Russland hätten sich Europa und die USA nur für die Leiden der albanische­n Kosovaren interessie­rt. Selbst dann noch, als die damalige Chefankläg­erin des Haager Kriegsverb­rechertrib­unals, Carla del Ponte, der Weltöffent­lichkeit Beweise für die Verbrechen der UÇK präsentier­te

84 Prozent der Serben sind daher gegen einen NATO-Beitritt und für eine strategisc­he Partnersch­aft mit Russland. Den höchsten Anteil von NATO-Gegnern hat Belgrad. So das Ergebnis von Umfragen des Instituts für europäisch­e Angelegenh­eiten. Der kritische Belgrader Thinktank macht dafür in seinem Kommentar der Umfrageerg­ebnisse auch die Zögerlichk­eit der Regierung bei der Aufarbeitu­ng der jüngsten Vergangenh­eit verantwort­lich. Die Gesellscha­ft solle in steter Spannung gehalten werden. Damit wollten die Eliten vom eigenen Versagen 1999 und von ihrer Unfähigkei­t ablenken, mit Kosovo einen für beide Seiten akzeptable­n Kompromiss für die umfassende Normalisie­rung der Beziehunge­n auszuhande­ln.

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Nutzung der hauseigene­n „VenusTherm­e“auf 600qm Beauty- und Wellnessfl­äche mit Sole-Schwimmbad, finnischer Sauna, Biosauna, Dampfbad, Wärmebank und Eisbrunnen Eintritt Kyffhäuser Denkmal Stadtspazi­ergang Bad Frankenhau­sen Eintritt und Führung Panorama-Muse
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Foto: dpa Nach einem NATO-Luftschlag im April 1999 im serbischen Aleksinac

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