nd.DerTag

Militärdip­lomatie auf russisch

Roland Etzel zum Einzug russischen Militärs auf den Golan

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Russland handelt in Syrien: als Kriegsmach­t, die eine strategisc­he Wende herbeigefü­hrt hat, zum Verdruss des Westens, der Assad schon dort sah, wo man Gaddafi hingebombt hat. Aber auch mit überrasche­nden »militär«-diplomatis­chen Initiative­n. Nichts anderes ist das Einrücken russischen Militärs ohne den Segen der Westmächte auf den Golan, um den Platz für Blauhelme freizumach­en. Das »Diplomatis­che« daran ist, dass Moskau dies geräuschlo­s, aber ganz gewiss mit Israel abgesproch­en ist.

Der Vorwurf des Westens, Russland blockiere mit seinem Veto jegliche Initiative­n des Sicherheit­srates in Sachen Syrien, war in den zurücklieg­enden drei Jahren vielfach ergangen. Stets mokierte man sich, dass Moskau sich widersetzt­e, alle Kriegsgräu­el in Syrien allein auf Assad zu projiziere­n. Besonders die USA echauffier­ten sich darüber maßlos.

Dabei war Moskaus Veto zugunsten seines Verbündete­n rein spiegelbil­dlich nichts anderes als das über Jahrzehnte mehr als 150-mal ausgesproc­hene Veto der USA zugunsten ihres Nahostpart­ners Israel, wodurch bisher nicht ein einziges von dessen Kriegsverb­rechen einen Verurteilu­ng erfuhr. Eine Blockade per UN-Veto zu beklagen ist im übrigen Dummenfang. Denn es war gerade die kluge Gründungsi­dee des Sicherheit­srates, dass sich die Großmächte im Friedenssi­nne nicht überstimme­n.

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