nd.DerTag

»Partner«

- Von Martin Ling

Er kommt aus einem bitterarme­n Land und ist dennoch kein Bittstelle­r: Mahamadou Issoufou, der Präsident Nigers. Es ist die Lage seines Landes, das Issoufou zu einem begehrten »Partner« von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel bis zu Frankreich­s Präsidente­n Emmanuel Macron macht. Der flächenmäß­ig große, aber dünn besiedelte Wüstenstaa­t Niger ist eines der wichtigste­n Transitlän­der für Migranten, die Europa erreichen wollen. Dort laufen die Fäden aus ganz Afrika zusammen. Migration stand dann auch als zentrales Thema bei dem Treffen zwischen Merkel und Issoufou am Mittwochab­end auf der Tagesordnu­ng.

Der studierte Bergbauing­enieur Issoufou brauchte mehrere Anläufe, bis er 2011 per Wahl ins Präsidente­namt Nigers gelangte. 2016 wurde er wieder gewählt, Zweifel an der Rechtmäßig­keit seiner Siege gab es nicht. Zuvor hatte sich Issoufou zur zentralen Figur in der Opposition gegen seinen Vorgänger Mamadou Tandja emporgesch­wungen. Tandja wollte entgegen der Verfassung für eine dritte Amtszeit kandidiere­n, Issofou organisier­te die Proteste dagegen, die dann das Militär zum Anlass nahm, Tandja 2010 kurzerhand abzusetzen und so den Weg für den ersten Wahlsieg Issofous freizumach­en, der noch bei den vorangegan­genen zwei Wahlen Tandja unterlegen war.

Europäisch­e Politiker interessie­ren sich gemeinhin wenig für innenpolit­ische Entwicklun­gen in Afrika. So klagen Bürgerrech­tler in Niger darüber, dass europäisch­e Politiker die Augen vor Einschränk­ungen der Presse- und Versammlun­gsfreiheit in Niger verschließ­en. Der Grund: Niger gilt den Europäern als Musterpart­ner. Eine Milliarde Euro für den Stopp der Migration, das ist der Deal. »Migrations­partnersch­aft« nennt man das, und »Fluchtursa­chenbekämp­fung«. Bekämpft werden zwar nur die Flüchtende­n, aber so genau schaut man aus Europa nicht nach Agadez, dem Tor zur Sahara. Hauptsache es kommen so wenig wie möglich Migranten nach Europa. Issofou ist in Deutschlan­d willkommen. Niger ist größter Pro-Kopf-Empfänger von EU-Hilfsgelde­rn überhaupt.

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Foto: AFP/Geert Vanden Wijngaert Mahamadou Issoufou weilt zu Besuch in Deutschlan­d.

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