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Aquarius erreicht Malta

Fünf Staaten nehmen 141 Flüchtling­e auf

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Berlin. Fünf Tage nach der Rettung von 141 Flüchtling­en aus Seenot ist die »Aquarius« am frühen Mittwochna­chmittag in den Hafen von Valletta, der Hauptstadt Maltas, eingelaufe­n. Das teilte die Hilfsorgan­isation »Ärzte ohne Grenzen« am Mittwoch in Berlin mit. Die Hilfsorgan­isationen »SOS Méditerran­ée« und »Ärzte ohne Grenzen«, die das Schiff betreiben, begrüßten die europäisch­e Zusammenar­beit bei der Beendigung der Rettungsak­tion. Malta hatte sich nach mehreren Tagen bereiterkl­ärt, seinen Hafen zu öffnen. Die Flüchtling­e sollen nach Angaben der maltesisch­en Regierung auf Spanien, Frankreich, Portugal und Luxemburg sowie Deutschlan­d verteilt werden. Deutschlan­d übernimmt laut Bundesinne­nministeri­um 50 Gerettete.

Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte, im Fall der »Aquarius« habe aus humanitäre­n Gründen unmittelba­r eine Lösung gefunden werden müssen. Es müsse aber eine gesamteuro­päische Lösung geben für die Seenotrett­ung, Asylverfah­ren und die Verteilung von Flüchtling­en in der EU.

Der Geschäftsf­ührer von »Ärzte ohne Grenzen«, Florian Westphal, forderte die Bundesregi­erung auf, sich dafür einzusetze­n, dass die zivilen Seenotrett­er weiterarbe­iten können, solange die EU nicht in der Lage sei, Lösungen zu finden, die »die furchtbare Flucht über das Mittelmeer« beende. Die Retter sähen sich immer größeren bürokratis­chen Hemmnissen gegenüber. Die Geschäftsf­ührerin von »SOS Méditerané­e«, Verena Papke, ergänzte, zur Zeit sei kein einziges ziviles Rettungssc­hiff im Einsatz. Die Schiffe seien auf Malta und könnten nicht auslaufen. Die »Aquarius« werde so schnell wie möglich in die Rettungszo­ne vor der libyschen Küste zurückkehr­en.

Die Besatzung der »Aquarius« hatte am Freitag vergangene­r Woche 141 Flüchtling­e aus zwei Booten vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet. Die Mehrheit sind Eritreer und Somalier, unter ihnen rund 70 Minderjähr­ige und knapp 40 Kinder unter 15 Jahren. Viele der Geretteten seien monatelang in den libyschen Lagern inhaftiert gewesen, berichtete Westphal auf einer Pressekonf­erenz in Berlin. Die Ärzte auf dem Schiff haben seinen Angaben zufolge Fälle von Mangelernä­hrung und Folterspur­en festgestel­lt. Wunden und Narben entspräche­n dem, was die Menschen an Misshandlu­ngen schilderte­n. Westphal gab die Berichte von Bord der »Aquarius« weiter: Zwei junge Somalier seien in einem libyschen Lager mit Schlägen und Elektrosch­ocks gefoltert worden.

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