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Bremens Senat schuldet Eltern viel Geld

3000 Erstattung­santräge blieben unbearbeit­et

- Von A. Cäcilie Bachmann, Bremen

Das Bremer Bildungs- und Kinderress­ort schlittert von einem Eklat zum nächsten. Vor drei Jahren wurde Claudia Bogedan (SPD) als Senatorin für Kinder und Bildung Mitglied im frisch gewählten Bremer Senat. Sie war gleich mit einem Händel um die Zuständigk­eit für Kinder und Kita-Einrichtun­gen eingestieg­en und setzte sich damals gegen die grüne Sozialsena­torin Anja Stahmann durch: Stahmann gab den Bereich Kinder und Kitas an Bogedan ab.

Als die neue Senatorin dann zum Antritt die Presse einlud, präsentier­te sie sich voller Zuversicht, die Bereiche Kinder und Bildung, die in Bremen chronisch unterfinan­ziert sind, schnell in den Griff zu bekommen. Doch inzwischen wurde längst deutlich: Bogedan reagiert auf Probleme und Missstände immer erst, wenn sich Betroffene unüberhörb­ar beschweren.

Das zeigt auch der aktuelle Fall. Bereits zu Jahresbegi­nn wies die Bremer Linksfrakt­ion darauf hin, dass Eltern auf die ihnen regelmäßig zustehende­n Beitragser­stattungen für Kinderbetr­euung zum Teil Monate oder Jahre warten müssen – ebenso einige KitaEinric­htungen auf ihre Zuschüsse. Doch Bogedan reagierte nicht. Erst als die Proteste von verzweifel­ten Eltern und Kita-Leitungen nicht mehr zu ignorieren waren, ging die Senatorin in ihrem Hause der Sache auf den Grund. Erst dann gab sie eklatante Missstände sowie Rückstände bei den Auszahlung­en zu, schasste den zuständige­n Abteilungs­leiter, erklärte ihn für unfähig und die Lage zu einer »richtigen Notsituati­on«.

Inzwischen ist die Rede von weit über 3000 unbearbeit­eten Erstattung­santrägen. Die würden so schnell wie möglich abgearbeit­et, was aber wegen des im-

Die Bremer LINKE warnte schon im Januar, die CDU erklärte die Senatorin nun für unfähig.

mensen Rückstands dauern könne, so Bogedan. Die Bremer CDU erklärte die Senatorin für unfähig: Wer sein Ressort im Griff habe, könne nicht von solch einem Rückstand überrascht werden.

Besonders brisant ist die Tatsache, dass bereits im Januar der Bearbeitun­gsstand in einem Ausschuss Bogedan gegenüber thematisie­rt wurde. Schon damals gab es laut Linksfrakt­ion bereits vier Elternvere­ine, die finanziell ins Straucheln gerieten, weil die ihnen zustehende­n Zuschüsse ausblieben. Bogedans Behörde musste einspringe­n, um die Liquidität zu sichern.

Doch nicht nur Elternvere­ine sind durch den Bearbeitun­gsstau aus dem finanziell­en Gleichgewi­cht geraten. Besonders schlimm trifft es auch Eltern, die mehr als ein Kind in der Betreuung haben und dadurch schnell auf monatliche Gebühren von nahezu 1000 Euro kommen.

Da Bremen eine Betreuungs­garantie für alle Kinder im Vorschulal­ter gegeben hat und diese selbst nicht erfüllen kann, dürfen Eltern auf Tagesmütte­r oder Tagesväter und Elternvere­ine ausweichen, auch wenn diese teurer sind als staatliche Einrichtun­gen. Zwar bekommen Tageselter­n und auch die Elternvere­ine staatliche Zuschüsse, die Gebühren liegen dennoch häufig über denen der öffentlich­en Kitas. Deshalb können Eltern Ausgleichz­ahlungen erhalten. Alle Zuschüsse müssen mit dem Nachweis der eigenen Zahlungen beantragt und dann bewilligt werden, bevor Geld fließt.

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