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Schwimmer braucht das Land am Meer

Schleswig-Holsteins Kinderschu­tzbund warnt

- Von Dieter Hanisch, Rendsburg

Es ist ein scharfer Kontrast zum auch in Schleswig-Holstein herrschend­en »Jahrhunder­tsommer«: Ausgerechn­et im Land zwischen den Meeren kann nur jeder zweite Viertkläss­ler schwimmen. Mit dieser alarmieren­den Zahl ging in dieser Woche der Deutsche Kinderschu­tzbund (DKSB) in Rendsburg an die Öffentlich­keit.

Die Strände sind voll, die Badeanstal­ten, Freibäder und Binnenseen überlaufen, aber zwischen Lauenburg und Flensburg finden immer seltener Schwimmkur­se statt, gibt es immer weniger Schwimmunt­erricht. Zum Auftakt einer landesweit­en Aufklärung­s- und Werbekampa­gne appelliert­e der DKSB an Eltern sowie an die Landespoli­tik, die Grundschül­er wieder zielgerich­teter ans Schwimmen heranzufüh­ren. Die rückläufig­en Zahlen sind laut DKSB auch ein Spiegel sozialer Verhältnis­se, denn viele Eltern können es sich einfach nicht leisten, die Gebühren für außerschul­ische Schwimmkur­se zu bezahlen.

Neben der Tatsache, dass vielerorts händeringe­nd nach Schwimmleh­rern gesucht wird, gibt es ein zweites gravierend­es Problem: Fast jede vierte der knapp 400 Grundschul­en im Land besitzt überhaupt keine Möglichkei­t mehr, Schwimmunt­erricht anzubieten, weil es schlichtwe­g kein Schwimmbad mehr in Schulnähe gibt oder wenn doch dort keinerlei freie Kapazitäte­n zur Verfügung stehen. In den vergangene­n Jahren haben zudem einige Schwimmbäd­er aus wirtschaft­lichen Gründen ihren Betrieb eingestell­t. Andere müssten dringend saniert werden. Beim DKSB kommentier­t man sarkastisc­h: Wenn aktuell Bäder wegen Sanierungs­arbeiten geschlosse­n bleiben, dann bestehe wenigstens die Gewissheit, dass sie nicht dem Sparzwang zum Opfer fallen.

Die Landesregi­erung aus CDU, FDP und Grünen in Kiel hat ein ehrgeizige­s Ziel in ihrer Koalitions­vereinbaru­ng formuliert: Sie möchte bis zum Ende der Legislatur­periode erreichen, dass alle Schüler mit Abschluss der vierten Klasse schwimmen können. Eka von Kalben, Fraktionsv­orsitzende der Grünen, mahnt dafür die Erstellung eines Masterplan­es an, sagt allerdings nicht, wie dieser genau aussehen soll.

Achim Haag, der Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft, erinnert in diesem Zusammenha­ng daran, dass das »Seepferdch­en«-Frühschwim­merEtikett noch kein Beleg dafür sei, dass ein Kind tatsächlic­h sicher schwimmen kann. Dies sei erst beim Jugendschw­immabzeich­en in Bronze der Fall und den dafür zu beherrsche­nden Diszipline­n. Hierbei müssen in 15 Minuten mindestens 200 Meter geschwomme­n werden.

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