nd.DerTag

Huck Finn lässt grüßen

- Von Friedemann Kluge

Wir

verraten nicht zu viel, wenn wir vorwegnehm­en, dass aus dem Erzähler und Rosie ungeachtet einer eindeutig-zweideutig­en Begegnung im Heu nichts wird. Aber es ist ohnehin schwer, aus diesem Buch etwas zu »verraten«, denn es ist die Geschichte einer Kindheit, wie du und ich sie nur unwesentli­ch anders erlebt haben. Der Unterschie­d: Sie spielt in England kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Und sie ist, das sei hervorgeho­ben, nett ge- und beschriebe­n.

Laurie Lee wuchs in einer achtköpfig­en, vaterlosen Familie auf und erzählt liebevoll von seiner trotz aller Not stets fröhlichen, aber ziemlich chaotische­n Mutter. Er berichtet von kindlichen Raufereien und Nachbarsch­aftsstreit­igkeiten. Auch von nicht alltäglich­en Todesfälle­n (Mord?) wird das Dorf berührt. Mitternäch­tliche Gruselerle­bnisse kommen vor, wie sie, zusammen mit dem schulresis­tenten Klassenkam­eraden Spadge Hopkins, auch über Huckleberr­y Finn hätten berichtet werden können.

Ein unterhalts­ames Buch für den Sommer, das auch mal zwischen Eltern und Kindern hin- und herwandern darf. Zudem ist es – inzwischen selten! – in Leinen gebunden und mit hübschen Aquarellen der englischen Grafikerin Laura Stoddard versehen.

Laurie Lee: Cider mit Rosie. Roman. Aus dem Englischen von Walter Hartmann. Unionsverl­ag, 315 S., geb., 19 €.

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