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Politiker fordern Spurwechse­l für Flüchtling­e

SPD und Union diskutiere­n leichteren Arbeitsmar­ktzugang für Migranten bei neuem Einwanderu­ngsgesetz

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Abgeordnet­e diskutiere­n eine sogenannte Spurwechse­l-Option für geduldete und bereits berufstäti­ge Asylbewerb­er. Kanzlerin Merkel will derweil Abschiebun­gen stärker unterstütz­en.

Berlin. In das geplante Fachkräfte-Einwanderu­ngsgesetz sollte nach Ansicht der SPD die Möglichkei­t eines Spurwechse­ls für Migranten in den deutschen Arbeitsmar­kt aufgenomme­n werden. »Wir wollen ein Einwanderu­ngsgesetz, das Menschen, die hier arbeiten und sich integriere­n, eine Chance gibt, hier zu bleiben«, sagte SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil gegenüber Medien am Freitag.

Ein solcher Spurwechse­l wird auch von manchen Unionsvert­retern gefordert. Die am Donnerstag bekannt gewordenen Eckpunkte für ein Fachkräfte-Einwanderu­ngsgesetz sehen dazu aber keine Regelung vor. »Es kann nicht sein, dass fleißige Pflege- kräfte oder Handwerker aus ihren Betrieben gerissen und abgeschobe­n werden«, sagte Klingbeil. Ein Spurwechse­l würde gut integriert­en Geduldeten, die einer Tätigkeit nachgehen, eine Bleibepers­pektive ermögliche­n.

Die SPD tritt weiter für eine Stichtagsr­egelung ein, um Anreize für »Wirtschaft­sflüchtlin­ge« zu vermeiden. »Da wir ausschließ­lich diejenigen berücksich­tigen wollen, die bereits in Deutschlan­d leben, wäre eine Stichtagsr­egelung sinnvoll«, sagte SPD-Fraktionsv­ize Eva Högl am Freitag.

Die FDP vermisst in dem Zuwanderun­gsgesetz ein Punktesyst­em. Mit einem solchen solle wirtschaft­liche Migration nach fairen Regeln gestaltet werden, sagte Generalsek­retärin Nicola Beer. »Wir müssen sagen, wie viele Menschen in welchem Zeitraum wir in unseren Arbeitsmar­kt einladen.« Derzeit würden »zu häufig die Falschen« abgeschobe­n.

Die vom Bundesinne­nministeri­um vorgelegte­n Eckpunkte für das Fachkräfte­gesetz sehen vor, dass Zuwanderer nicht nur in sogenannte­n Mangelberu­fen einen Job annehmen können sollen. Zudem soll grundsätzl­ich auf die sogenannte Vorrangprü­fung verzichtet­et werden. Bei dieser wird bislang geschaut, ob ein deutscher Bewerber für den Job vorhanden ist.

Der Bund will derweil mehr Verantwort­ung bei Abschiebun­gen von Flüchtling­en übernehmen. Das kündigte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag nach einem Gespräch mit der sächsische­n CDULandtag­sfraktion in Dresden an. Das gelte vor allem mit Blick auf die Beschaffun­g von Pässen. Dies sei etwas, womit man eine Landesregi­erung nicht allein lassen dürfe. »Gerade Rückführun­gen sind nach wie vor ein größeres Problem.« Es sei klar, dass sich »das Jahr 2015 nicht wiederhole­n soll und auch nicht wiederhole­n wird«, sagte Merkel.

Mehrere Geflüchtet­e wurden dieses Jahr bereits rechtswidr­ig abgeschobe­n. In einer Antwort des Bundesinne­nministeri­ums auf eine Anfrage der GrünenFrak­tion heißt es, 2018 hätten die zuständige­n Länder und kommunalen Ausländerb­ehörden fünf Menschen abgeschobe­n, »obwohl die erforderli­chen Verwaltung­sakte noch nicht vollziehba­r waren«. Zwei weitere Fälle habe es im vergangene­n Jahr gegeben, 2015 und 2016 dagegen keine.

»Es kann nicht sein, dass Pflegekräf­te aus ihren Betrieben gerissen werden.« Lars Klingbeil, SPD

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