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Veto mit Weitblick

Stephan Fischer zum Nein von Polens Präsident Duda zur Wahlrechts­reform

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Setzt sich Polens Präsident Andrzej Duda mit seinen Vetos zu PiS-Gesetzesvo­rhaben zwischen alle Stühle – oder will er mit seinem Nein zur Wahlrechts­reform schon einen ersten Schritt zu einer Bestätigun­g im Amt bei den nächsten Präsidente­nwahlen 2020 setzen?

Auch wenn dieser Urnengang noch in weiter Ferne scheint, ist letztere Interpreta­tion nicht abwegig. Denn während die ihm nahestehen­de PiS ein Interesse daran hat, andere Parteien vor allem aus dem rechten Parteiensp­ektrum kleinzuhal­ten, wie sie es für die Europawahl­en vorhatte, ist Duda voraussich­tlich auf die Unterstütz­er genau dieser Parteien angewiesen, wenn es 2020 in die entscheide­nde Runde der Präsidents­chaftswahl­en geht: Gegen einen starken Opposition­skandidate­n reichte das PiS-Wählerpote­nzial allein womöglich nicht aus.

Schon Dudas Veto im letzten Jahr gegen Teile der Justizrefo­rmen stellte sich im Nachhinein nicht als die von einige erhoffte Verteidigu­ng des Status Quo gegen die Umbaupläne der PiS heraus. Denn beim grundlegen­den Staats- und Politikver­ständnis sind die Schnittmen­gen zwischen Präsident und PiS weiter groß. Duda weiß aber, dass der erneute Weg ins Präsidente­namt andere Schritte erfordert als in Parlamente: Er muss auch Wähler von sich überzeugen, die die PiS eher von den Wahlurnen fernhalten möchte.

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