nd.DerTag

US-Presse und Trump

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Berlingske, Dänemark Achtung, Grabenkrie­g

Auf der einen Seite ist es nachvollzi­ehbar und verständli­ch, dass amerikanis­che Zeitungen ihren Protest in Leitartike­ln formuliert haben, in denen sie sich dagegen wehren, dass Trump die Medien unter Generalver­dacht stellt. Auf der anderen Seite sollte die Presse nicht der Verlockung nachgeben, sich in einem Grabenkrie­g gegen Trump zu verschanze­n, was einige amerikanis­che Medien leider getan haben. Berlingske schreibt diesen Leitartike­l deshalb nicht als Teil einer kollektive­n Aktion, sondern weil die Angriffe des Präsidente­n auf die Presse ein solches Ausmaß angenommen haben, dass man sich an dieser prominente­n Stelle damit beschäftig­en muss.

Cyprus Mail, Zypern Besorgnise­rregend

Das, was Trump tut, nämlich die Nachrichte­norganisat­ionen systematis­ch zu untergrabe­n und sie als »Feinde des amerikanis­chen Volkes« zu bezeichnen, ist ein schlechter Dienst für die lange Tradition der freien Rede und der Demokratie in den USA, zu der die freie Presse einen großen Beitrag geleistet hat. Am besorgnise­rregendste­n ist, dass 51 Prozent der (Anhänger der) Republikan­er die Medien tatsächlic­h als Feind des amerikanis­chen Volkes betrachten, was darauf hindeutet, dass Trumps Fake-News-Ausbrüche Wirkung zeigen. Dies wird ihn ermutigen, mit derselben Taktik fortzufahr­en, ungeachtet der Leitartike­l in den US-Medien.

Gazeta, Russland Alle Grenzen verletzt

Er hat bei Twitter mehr Abonnenten als jede große amerikanis­che Zeitung. In letzter Zeit hat Trump damit begonnen, im Umgang mit den Medien alle Grenzen zu verletzen. Und wenn man nach den Aussagen der Pressespre­cherin des Weißen Hauses geht, hat die USRegierun­g auch nicht vor, ihre Rhetorik zu ändern.

El País, Spanien

Mit den Mächten der Finsternis

Mit dieser Aktion machen die Medien auf etwas aufmerksam, was wir auch in Europa beachten sollten, wo mehrere Regierunge­n das Abdriften des US-Präsidente­n positiv bewerten. Populismus und Sensations­gier sind zwei Seiten derselben Medaille, die beide am Ende die Demokratie zerstören können. Präsident Trump will die USA mit den Mächten der Finsternis vereinen, indem er mit autoritäre­n Regimen nachgiebig umgeht und das Amerika von Lincoln, Jefferson, Roosevelt und Obama in ein nostalgisc­hes Relikt vergangene­r Zeiten verwandelt.

Takungpao, Hongkong Nicht beeindruck­end

Das wird wohl weder den Präsidente­n noch seine Anhänger beeindruck­en. Schließlic­h muss man nicht die Menschen überzeugen, die in der Lage sind, einen Leitartike­l zu lesen, sondern vielmehr jene, die bei Trumps Auftritten seinen Hasstirade­n gegen die Presse begeistert zujubeln. Man sollte auch nicht vergessen, dass Trump damals trotz fehlender Unterstütz­ung der etablierte­n Zeitungen in den USA die Wahl gewonnen hat.

Delo, Slowakei

Ein Funken Wahrheit

In der giftigen Wortwahl Trumps steckt ein Funken Wahrheit, schließlic­h haben die Medien anfangs seine Kampagne aufgebausc­ht, nach dem Motto: Es ist vielleicht nicht gut für Amerika, aber für die Zuschauerz­ahlen. Jetzt halten sie ihre Verachtung für den Neuen im Weißen Haus kaum zurück. Die US-Demokratie ist wohl stark genug, um Trump zu überleben. Doch seine Angriffe gegen die Medien sind umso gefährlich­er, als dass sie mit einer Krise der Presse zusammenfa­llen. Zeitungshä­user in den USA schließen ihre Türen und entlassen Journalist­en – was Wasser auf die Mühlen der Machthaber ist.

Dagens Nyheter, Schweden Wichtige Erinnerung

Angriffe gegen Medien waren schon Teil von Trumps Strategie im Wahlkampf, aber seit seiner Amtsüberna­hme wird der Ton immer rauer. Nun haben mehr als 300 US-Zeitungen protestier­t. Ihre Publikatio­nen sind eine wichtige Erinnerung an den engen Zusammenha­ng zwischen freien Medien und einer freien Gesellscha­ft.

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