Quereinsteiger können es auch
Dass man unbedingt Musik und Sport auf Lehramt studiert haben muss, um in diesen Mangelfächern eine gute Lehrkraft zu sein, möchte ich bezweifeln. Wichtiger scheint es, dass der oder die Lehrende dieser Fächer musikalisch beziehungsweise sportlich ist. Dieses Gefühl festigt sich, wenn ich an meinen schief singenden Musiklehrer – der zu allem Überfluss auch noch ein Beatles-Fan war – oder an meinen übergewichtigen schnaufenden Sportlehrer denke, der nie auch nur eine Übung vorführen konnte.
Ein Literaturwissenschaftler hat mit Sicherheit die Kompetenz, Kindern nicht nur das Lesen, sondern auch die Leidenschaft für Bücher zu vermitteln. Ähnliches gilt für weitere Fächer. Quereinsteiger sind inzwischen in fast allen Berufen gefragt – wegen ihrer Expertise und ihrer, seien wir mal ehrlich, fehlenden Fachidiotie. Zudem sind mitnichten alle Lehramtsabsolvent*innen automatisch auch gute Lehrer*innen.
Das eigentlich Fragliche ist doch die Praxis: Die nicht pädagogisch ausgebildeten neuen Lehrkräfte werden vor Beginn des Schuljahres eine Woche lang einen Crashkurs machen. Dann sollen sie ein paar Wochen von einer erfahrenen Lehrkraft unterstützt werden – dafür die eingestellten Pensionäre. Das war’s. Das eigentliche Problem ist also nicht, dass Quereinsteiger*innen an Schulen lehren. Sondern dass diese vom Senat ins kalte Wasser geschmissen werde, der so deutlich zeigt: Sie sind bloß Lückenfüller, die die Statistik aufbessern.