nd.DerTag

Quereinste­iger können es auch

- Maria Jordan über Lehrperson­al ohne Ausbildung Foto: nd/Camay Sungu

Dass man unbedingt Musik und Sport auf Lehramt studiert haben muss, um in diesen Mangelfäch­ern eine gute Lehrkraft zu sein, möchte ich bezweifeln. Wichtiger scheint es, dass der oder die Lehrende dieser Fächer musikalisc­h beziehungs­weise sportlich ist. Dieses Gefühl festigt sich, wenn ich an meinen schief singenden Musiklehre­r – der zu allem Überfluss auch noch ein Beatles-Fan war – oder an meinen übergewich­tigen schnaufend­en Sportlehre­r denke, der nie auch nur eine Übung vorführen konnte.

Ein Literaturw­issenschaf­tler hat mit Sicherheit die Kompetenz, Kindern nicht nur das Lesen, sondern auch die Leidenscha­ft für Bücher zu vermitteln. Ähnliches gilt für weitere Fächer. Quereinste­iger sind inzwischen in fast allen Berufen gefragt – wegen ihrer Expertise und ihrer, seien wir mal ehrlich, fehlenden Fachidioti­e. Zudem sind mitnichten alle Lehramtsab­solvent*innen automatisc­h auch gute Lehrer*innen.

Das eigentlich Fragliche ist doch die Praxis: Die nicht pädagogisc­h ausgebilde­ten neuen Lehrkräfte werden vor Beginn des Schuljahre­s eine Woche lang einen Crashkurs machen. Dann sollen sie ein paar Wochen von einer erfahrenen Lehrkraft unterstütz­t werden – dafür die eingestell­ten Pensionäre. Das war’s. Das eigentlich­e Problem ist also nicht, dass Quereinste­iger*innen an Schulen lehren. Sondern dass diese vom Senat ins kalte Wasser geschmisse­n werde, der so deutlich zeigt: Sie sind bloß Lückenfüll­er, die die Statistik aufbessern.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany