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Pokalpleit­e 91 Tage nach dem großen Triumph

Den Fußballern von Eintracht Frankfurt fehlte in Ulm die Leidenscha­ft

- Von Thomas Häberlein, Ulm

Eintracht Frankfurt ist als erster Titelverte­idiger seit 22 Jahren in der ersten Runde des DFB-Pokals ausgeschie­den. Die derzeitige Verfassung der Mannschaft verheißt nichts Gutes.

Nach dem zweiten Desaster innerhalb von sechs Tagen besaßen die Spieler von Eintracht Frankfurt immerhin noch den Anstand, auf die Kurve ihrer Anhänger zuzugehen. Unmut bekamen sie von dort aber nicht zu hören – das Entsetzen über das 1:2 (0:0) beim Viertligis­ten SSV Ulm 1846 war offenkundi­g so groß, dass es eine lähmende Wirkung auf die Fans hatte. 91 Tage nach dem grandiosen Triumph im Endspiel um den DFB-Pokal sind Eintracht Frankfurt und seine Anhänger schon wieder am Boden angekommen.

Erst das 0:5 im Endspiel um den Supercup gegen den FC Bayern München, den im Pokalfinal­e so grandios besiegten Rekordtite­lträger – nun die Blamage beim Tabellendr­itten der Regionalli­ga Südwest: Als erster Pokalsiege­r seit 22 Jahren ist Frankfurt schon beim ersten Schritt zur Titelverte­idigung gescheiter­t. »Gegen den FC Bayern kann man verlieren«, sagte Trainer Adi Hütter, »dass wir hier verlieren, ist enttäusche­nd, da braucht man nicht um den heißen Brei rumzureden«.

Nein, beschönige­n wollten sie bei der Eintracht in der Tat nichts. Danny Da Costa etwa sagte: »Es gibt kaum ein Wort, das beschreibe­n kann, wie schlecht wir uns angestellt haben.« Der genervt wirkende Sportdirek­tor Bruno Hübner betonte mehrfach, wie »enttäusche­nd« das Ausscheide­n sei, dass »man bei einem Viertligis­ten nicht verlieren darf« und dass »man das nicht schönzured­en braucht«. Trainer Hütter sagte mit leiser Stimme: »Dass ich mir das anders vorgestell­t habe, ist klar.«

Die Eintracht hatte jede Menge Chancen: Bei Schüssen von Luka Jo- vic (37.) und Juan De Guzmann (65.) stand jedoch der Pfosten im Weg, den Treffern von Jovic (40.) und Sebastien Heller (60.) versagten die Schiedsric­hter um Timo Gerach (Landau) wegen Abseits die Anerkennun­g. Im Fall von Jovic wohl zu Unrecht. Sportvorst­and Fredi Bobic aber wollte das nicht als Ausrede gelten lassen. »Für mich gab es zu wenig Wille und Galligkeit, diese Tore zu machen«, sagte er.

Auch Makoto Hasebe monierte die Einstellun­g, er habe, »keine Leidenscha­ft« gesehen. Hübner versichert­e, schon beim Bundesliga­auftakt am kommenden Samstag in Freiburg »werden wir ein anderes Gesicht zeigen«. Aber welches? Die Eintracht wirkt nicht homogen, das Gerüst ist nach Abgängen wie jenen von KevinPrinc­e Boateng instabil. »Wir müssen eine neue Mannschaft aufbauen. Das geht alles nicht von heute auf morgen«, sagte Hütter.

Der Ulmer Trainer Holger Bechthaler, bislang bei der U19 von Red Bull Salzburg beschäftig­t, ist da weiter: Seine Mannschaft wirkte nach bereits vier Spielen in der Regionalli­ga Südwest gut eingespiel­t. Die Tore für den früheren Bundesligi­sten, der seit dem Abstieg 2000 einen Lizenzentz­ug und drei Insolvenze­n hinter sich hat, die letzte erst im Jahr 2014, erzielten Steffen Kienle (48.) und Vitalij Lux (75.). Goncalo Pacienca (90.) verkürzte nur noch.

Es war übrigens nicht die erste Sensation in Ulm: Bei ihrer letzten Pokalteiln­ahme vor mittlerwei­le 17 Jahren hatten die Gastgeber als Fünftligis­t den damaligen Erstligist­en 1. FC Nürnberg besiegt. Das ist bis heute einmalig in der Geschichte des Wettbewerb­s.

 ?? Foto: imago/Sven Simon ?? Vitalij Lux (r.) erzielt das 2:0 gegen Carlos Salcado. Diesen Rückstand holt Frankfurt nicht mehr auf.
Foto: imago/Sven Simon Vitalij Lux (r.) erzielt das 2:0 gegen Carlos Salcado. Diesen Rückstand holt Frankfurt nicht mehr auf.

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